Sonntag, 9. Oktober 2016

News aus Nordrhein-Westfalen

Folgende Überschrift, screengeshottet bei derwesten.de/, klang gleich beim ersten Mal, als ich mir diese vorlas sonderbar:
"Mann (64) soll seine Lebensgefährtin in Goch erstochen haben"
Wer oder Was ist Goch?
woliegtGoch
Die Nordrhein-Westfalen neigen ja hier und da mal zu einer sprachlichen Lautverschiebung, meinen die vielleicht Koch?
"Ein 64 Jahre alter Mann sticht seiner Frau in den Koch?" Dann war die Frau vielleicht parallel zu ihrem Lebensgefährten noch in einen Koch verliebt, und der 64jährige Lebensgefährte hat in ihren Koch erstochen - Koch, das erklärt sogar das Vorhandensein eines Messers. Aber auch in diesem Fall bliebe die Formulierung seltsam - "sticht seiner Frau in (den) Koch" als wär' der Koch ein Körperteil der Frau.
Es handelt sich möglicherweise doch um ein Körperteil. Haben Frauen einen Goch? Ist das das, was üblicherweise mit G-Punkt abgekürzt wird?
Das hätte ich ja mittlerweile mal mitkriegen können, aber mich informiert mal wieder keiner.
Aber der, die oder das Goch, steht in der Überschrift ohne Artikel - also ein Artikel folgt auf die Überschrift, aber das Geschlechtswort, in der Fachsprache der Sprachgelehrten: Artikel, fehlt.
Die Lösung ist: Goch ist ein Ort - eine Stadt.
Die Stadt Goch liegt zwischen Kranenburg, Kleve, Bedburg-Hau, Uedem und Weeze an der niederländischen Grenze und das älteste Dokument, welches Goch erstmals erwähnt, stammt aus dem Jahr 1261. Goch hat eine bewegte Geschichte.
Der Ort gehörte einst den Spaniern, dann den Preußen und später den Franzosen zwischendurch auch einmal zu den Niederlanden. Des weiteren ist Goch wohl recht liebenswert, Wikipedia weiß eine zweizeilige Geschichte über Pfälzer zu erzählen, die 1741 eigentlich gern nach Amerika ausgewandert wären, sich dann aber aus irgendeinem Grund in der Gocher Heide angesiedelt haben, einen Ort namens Pfalzdorf gründeten und damit eine Sprachinsel schufen.
Wahrscheinlich, und jetzt kommt der aktuelle Bezug, wird dort noch heute überwiegen gepfälzelt, oder wie auch immer Pfälzer ihre Art Deutsch zu sprechen nennen.
Hätten die Gocher damals, der Pfälzischen Einwanderung wegen, das Ende Ihrer Kultur befürchtet, wäre Pfalzdorf ein unbehauener leerer Fleck auf der Landkarte, und kein Gocher hätte jemals die pfälzische Küche kennengelernt.