Mittwoch, 19. Dezember 2007

gehweg intim

heut bin ich auf einem gehweg zu fuss gegangen. das tue ich täglich. zum einen weil mein fahrrad kaputt ist, und ich nicht weiss, was ich als einzelner mensch dagegen unternehmen kann, und zum anderen weil die wege, die ich gehe, eher kurz sind. auf den gehwegen begegne ich immer menschen, rede aber mit den wenigsten und werde für gewöhnlich nicht intim mit ihnen. heute kamen mir zwei menschen auf einem gehweg entgegen. es waren weit und breit die einzigen menschen ausser mir und sie hatten ganz offensichtlich geistige getränke zu sich genommen. einer von ihnen war deutlich betrunkener als der andere und musste von dem anderen gestützt werden. der eine war gross und schmächtig und der andere etwas kleiner und dick. dass der lange dünne nüchterner war, ist eine glückliche fügung des schicksals, denn soherum sah das einfach am tollsten aus.
ich passierte die menschen und sah, dass sich ihre schatten auf dem boden vor mir umdrehten. dann pfiffen sie mir hinterher. das bin ich natürlich gewohnt und ging einfach weiter. es fing erst an, mich zu nerven, als sie mir einen spitznamen gaben: 'balu'.
sie pfiffen und schrien 'balu! balu!'. na ja, ich hab in den letzten zwei jahren etwas zugelegt, aber mich mit dem bären aus dem dschungelbuch zu vergleichen, fand ich total übertrieben. menschen, mit denen ich so intim bin, dass sie mich verspitznamen dürfen, habe ich mindestens einmal im leben nüchtern gesehen. na, und gerade, wenn man selber sehr viel dicker ... 'baaaaluuuuhuu!' ...gleich dreh ich mich auf dem absatz herum und verprügele euch! meine letzte prügelei fand zwar vor fast zwanzig jahren in einem bud spencer film statt, aber er hatte mir alles beigebracht, was ich wissen musste. ...gleich, ja gleich...'balu baaluuu!' ...bleib ruhig, [capitano] , bleib ruhig! versuchs mal mit gemütlichkeit, mit ruhe und gemütlichkeit....scheisse, jetzt hab ich auch noch einen ohrwurm...
kurz bevor ich zu gedanken kam wie nach möglichen wurfgeschossen ausschau zu halten, die -geworfen von jemandem der mehrere wochen lang aktives mitglied eines handballvereines war - eine beachtliche wirkung beim aufprall erzeugen zu könnten, kam ein hund aus der seitenstrasse vor mir und lief begeistert an mir vorbei. schnurstracks auf die personen zu, die ich knapp dreissig sekunden vorher an vorderster stelle auf meine 'zuallererst-zu-töten-sobald-es-legal-ist-liste' gesetzt hatte. vielleicht ist er auch an ihnen vorbeigelaufen, ich weiss es nicht - ich habe mich nicht umgedreht.
die rufe hörten nun auf - ich musste ausser hörreichweite sein. endlich!

ich weiss selbst gar nicht genau warum, aber mich würde total interessieren, wie der hund wohl hiess.
ich werde es nie mit sicherheit wissen.

Dienstag, 18. Dezember 2007

risikothesen und blaulichtberechnung

als ich noch deutlich jünger war als vor einem jahr, brachte mir mein vater in der badewanne ein lied bei.
'wasser ist zum waschen da,
fallerie und fallera.
auch zum zähneputzen
kann man es benutzen,
auch die feuerwehr
mag das wasser sehr.'
es ist merkwürdig, dass ich mich noch heute daran erinnere, aber es hat eine eindeutige botschaft und ist nicht zu lang. noch merkwürdiger ist, dass noch vor dreihundert jahren das wort merkwürdig genau das hiess, wonach es sich anhört: 'wichtig' - des merkens würdig wenn man so will. und am aller merkwürdigsten ist, dass genau in dem augenblick in dem auf dunklen winterstrassen meiner stadt viele rote feuerwehrautos mit blaulicht an mir vorbeifuhren, das alte badewannenlied meines vaters nicht das war, an was ich dachte.
um ehrlich zu sein habe ich auch keine ahnung mehr, was ich genau in diesem moment dachte, aber es war bestimmt nicht das lied. es gibt ja unendlich viele gedanken, die man haben kann, aber die zeit dafür ist begrenzt. ich bin kein mathematiker, aber über den daumen gepeilt ist die wahrscheinlichkeit, dass ein gedanke gedacht wird so verschwindend gering, dass ich bezweifeln möchte, dass gedanken überhaupt gedacht werden.
ich zweifele an, dass gedanken gedacht werden!
ja, ich weiss - ihr lacht mich jetzt alle aus, und findet das mathematisch problematisch, an den haaren herbeigezogen und in sich unschlüssig.
aber es gibt zwei strategien: einige tiere zeugen sehr selten einzelne nachkommen und kümmern sich darum, solange diese noch schwach sind, andere tiere erzeugen häufig tausende an nachkommen, von denen die allermeisten sterben, während sie noch schwach sind, weil sich die eltern nicht kümmern. das kommt, weil die ersteren tiere spezialisiert aufs sich kümmern sind. wäre ich also aufs denken spezialisiert, würd ich das ganz viel tun, eine these formulieren und dafür den nobelpreis einheimsen. ich aber versuche möglichst viele thesen in die welt zu setzen, und hoffe, dass zumindest eine es zu was bringt. und wenn meine these von jemandem bewiesen wird, und dieser jemand den nobelpreis einheimsen soll, verklage ich ihn.
ich setze dabei verstärkt auf risikothesen. je höher das risiko, desto höher der gewinn im erfolgsfall. ist doch klar.
merkwürdig ist auch, dass ich genau in dem augenblick, als die feuerwehrwagen in eine andere strasse abbogen, auch in dieser geschichte der rote faden verschwand. wie ein roter faden sahen die ganzen blaulichtbehangenen feuerwehrwagen auch aus, als sie in die strasse abbogen, in der ich wohne. sie verschwanden in der strasse und an den fassaden der häuser konnte man nur noch das blaulicht fahren sehen. gleich würde es gänzlich in der strasse verschwinden.
tat es aber nicht. nun, ich bin kein mathematiker und auch (noch) kein nobelpreisträger, aber mein räumliches vorstellungsvermögen ist ganz gut in blaulichtberechnung und sagte zu mir: 'du, [capitano], die stehen genau vor dem haus in dem wir wohnen!'
ich würde hier nun gern erklären, was für gedanken ich in diesem moment hatte, aber leider ist es sowas von unmöglich unwahrscheinlich, dass ein mensch gedanken denkt, dass ich an dieser stelle keine lust habe, genauer zu untersuchen, ob ich welche hatte.
ich möchte viel lieber nocheinmal in aller klarheit sagen:
willst du ein tischtuch lange halten, falt es in die alten falten!
und:
keine primzahl lässt sich durch eine andere primzahl dividieren, wohl aber mit ihr multiplizieren!
risikothesen...
ach ja, der rote faden, also die feuerwehrautos, standen tatsächlich vor dem haus in dem ich wohne. nein, das haus in dem ich wohne hat nicht gebrannt, anderenfalls wäre es zum zeitpunkt dieser niederschrift wohl auch das haus in dem ich wohnte. eigentlich war nirgendwo in der nähe ein sichtbares feuer. aber die feuerwehrmenschen werden schon wissen, was sie tun, die haben ja einen roten faden.

Donnerstag, 13. Dezember 2007

gewürzstreuer IV


gewürzstreuer I
gewürzstreuer II
gewürzstreuer III


sehr geehrter herr [kuechenGeraeteHerstellerDesignManager],

erstaunlich, dass es in ihrem hause keine untersuchungen darüber gibt, wie blinde ihre gewürze dosieren.
aber man kann ja nicht immer an alles denken.

gern würde ich ihnen einen prototypen zusenden.
(ich gehe davon aus, dass ich ihn eines tages zurückgeschickt bekomme.)
an welche adresse soll ich das schicken? zu ihren händen?

da dies meine erste geniale erfindung ist, bin ich nicht vertraut mit den üblichen konditionen.
ist eine einmalige zahlung oder die direkte beteiligung am erfolg des produktes üblich?

mit freundlichen grüssen

[capitano zanahoria]


gewürzstreuer V
gewürzstreuer VI
gewürzstreuer VII
gewürzstreuer VIII

gewürzstreuer III


gewürzstreuer I
gewürzstreuer II


Sehr geehrter Herr [zanahoria],

vielen Dank dafür, dass Sie bei Ihrer genialen Erfindung gleich an die [kuechenGeraeteHersteller] gedacht haben.

Ich weis auch nicht wie Blinde Menschen bisher Ihre Gewürze dosiert haben, vielleicht ist Ihre Erfindung ja eine Bereicherung für Blinde.

Um Ihnen eine befriedigende Antwort geben zu können, sollten wir natürlich mehr über diesen Artikel wissen. Also bitten wir Sie uns Zeichnungen oder Funktionsmodelle zu senden um uns eine Meinung bilden zu können. Selbstverständlich behandeln wir diese Angelegenheit vertraulich und geben auch Dritten gegenüber keine Informationen weiter.

Des Weiteren sollten Sie uns sagen wie Ihre Konditionen für einen eventuellen Ankauf Ihrer Erfindung seitens der [kuechenGeraeteHersteller] aussehen.

Wir freuen uns auch Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen / best regards

[kuechenGeraeteHerstellerDesignManager]

Design-Management [kuechenGeraeteHersteller]


gewürzstreuer IV
gewürzstreuer V
gewürzstreuer VI
gewürzstreuer VII
gewürzstreuer VIII

Mittwoch, 12. Dezember 2007

gewürzstreuer II


gewürzstreuer I


...und dann ist mir noch was aufgefallen...
...ich bin manchmal so ein pedant...

liebe freunde guter, sehr guter und perfekter küchengeräte,

noch was:
wenn man das kontaktformular absendet (und auf die erfolgsbestätigung wartet), steht in der titelleiste des browsers '
[kuechenGeraeteHersteller] relaunch'. das ist mit sicherheit werder schön, noch gewollt.
ansonsten ist ihre präsenz sehr schön und mässig übersichtlich.

es hofft, ihnen bei der allgemeinen qualitätsverbesserung helfen gekonnt zu haben

[capitano zanahoria]


gewürzstreuer III
gewürzstreuer IV
gewürzstreuer V
gewürzstreuer VI
gewürzstreuer VII
gewürzstreuer VIII

gewürzstreuer I

ich habs euch sicher vor angst vor ideenklau verschwiegen, aber ich habe eine erfindung gemacht. es ist an der zeit [kuechenGeraeteHersteller] zu schreiben, ob er sie nicht mit mir zusammen produzieren möchte.

liebe freunde guter, sehr guter und perfekter küchengeräte,

allem voran, möchte ich inen gern mitteilen, dass ich ihre produkte sehr schätze. die allgemeine wertschätzung ihrer produkte geht sogar so weit, dass meine frau mich einst bat, die [kuechenGeraeteHersteller]-aufkleber von den gläsern nicht zu entfernen 'das sollen ruhig alle sehen, dass das [kuechenGeraeteHersteller] ist!'. ich fügte mich, und als sie mich dann trotzdem verliess hab ich gleich die aufkleber abgemacht. sorry, das geht nicht gegen sie - ich mag keine aufkleber.

mein eigentliches anliegen ist aber, dass ich vor kurzer zeit bemerkte, dass ich ein genialer erfinder bin. und weil ich sie so mag, möchte ich ihnen als erstes das angebot machen, ihnen meine erfindung zu verkaufen. sie dürfte in ihr programm passen.
es geht um einen barrierefreien gewürzstreuer.
wie dosieren blinde ihre gewürze? wie finde ich eine einfache masseinheit, in der ich dem döner-mann erklären kann, wie scharf ich meinen döner gern hätte? bislang waren das ungelöste fragen.
ich habe nun einen gewürzstreuer entwickelt, der eine arkustische rückmeldung über die gestreute menge gibt. er berücksichtigt dabei geschwindigkeit, richtung und abbremsen des streuers im laufe des gesamten streuvorgangs.
dies soll für einen erstkontakt an technischen daten vorerst ausreichen.
meine produktionskosten in einzelfertigung belaufen sich auf etwa 9.00€ - nicht eingerechnet etwa 90 min arbeitszeit.

über eine fruchtbare zusammenarbeit würde ich mich sehr freuen.

[capitano zanahoria]

p.s. können sie mir welche von diesen aufklebern schcken, wo '[kuechenGeraeteHersteller]' und 'made in germany' drauf steht? ich würd die gern zu weihnachten verschenken.


gewürzstreuer II
gewürzstreuer III
gewürzstreuer IV
gewürzstreuer V
gewürzstreuer VI
gewürzstreuer VII
gewürzstreuer VIII

Mittwoch, 5. Dezember 2007

grenzen der anonymisierung

heute hab ich an einer ampel gestanden. ich wäre gegangen, statt zu stehen, aber sie war rot und ein kleines kind neben mir. neben dem kleinen kind - auf der anderen seite - also von mir aus betrachtet hinter dem kind, stand eine frau mit einem kinderwagen, in dem ein kleiner mensch lag. diese frau war offensichtlich dessen mutter und auch die mutter des direkt neben mir stehenden kindes. irgendwann spricht sie das neben mir stehende kind an, und sagt: '[vorname], fass mich schön an der hand!'
ja, hier stosse ich an die grenzen der anonymisierung. die geschichte ist so nicht lustig.
ich erzähls jetzt einfach:
sie sagte: 'atari, fass mich schön an der hand!'
ich habe leider versäumt, sie nach dem namen des kleineren kindes zu fragen. ich fänd ja ipod schön, oder auch pong.

atari heisst aus dem ausländischen ins deutsche übersetzt soviel wie 'treffer' oder 'sieg'.

Sonntag, 2. Dezember 2007

welthochzeitstag

ich weiss gar nicht, ob ihr das schon wusstet, aber die welt verändert sich. und das ständig. meine eltern zum beispiel feiern ihren hochzeitstag am weltaidstag, obwohl sie gar nicht am weltaidstag geheiratet haben. den gab es damals noch nicht. gab ja nichtmal aids.
heute auf der strasse wollte mir auch gleich jemand eine rote ansteckschleife andrehen. ich bin einfach an ihm vorbeigezischt. 'schleife' 'weltaidstag' waren die worte, die ich noch hörte, als ich schon weitergegangen war. zwei worte, zwei gedanken - der erste gedanke war: oh, hochzeitstag der eltern, da melde ich mich heute mal. der zweite gedanke war: oh gott, du böser mensch (ich) jetzt hast du keine schleife! du kannst später nicht von dir behaupten, du hättest etwas dagegen unternommen. wahrscheinlich rafft die seuche bald die hälfte der menschheit hin.
aber seien wir mal ehrlich, die meisten von denen hätten ohne aids auch nicht viel länger gelebt. und die allermeisten hätten nichtmal mit fernglas bemerkt, dass ich ein schleifchen trage.
rote schleife im dezember. was für ein symbol. wieviele anti-aids tannenbäume es wohl so gibt?
ja ich weiss, alles grenzwertige gedanken, aber - wir sind noch immer im zweiten gedanken - ich habe das ja nur gedacht, und nicht gesagt, oder geschrieben, und denken darf man noch immer alles. nach den tannenbäumen war der gedanke dann auch so weit abgeschweift, dass er nicht weiter erwähnenswert ist. ende des zweiten gedankens.

ja, liebe freunde von geld und luxus, dann war ich tatsächlich im casino. zum ersten mal im leben - zumindest wenn man nicht mitrechnet, dass ich als jüngling einst drei mark in briefmarken an das casino wiessbaden schickte, mit der bitte, sie mögen das geld in einer vollmondnacht um mitternacht auf schwarz setzen. die haben mir dann meine briefmarken einfach zurückgeschickt.
in solchen fällen such ich mir immer einfach andere brieffreunde.
nun war ich wirklich da. roulette ohne revolver konnte man dort spielen. zwar nicht um echtes geld, sondern um kunststofftaler, die man gegen echtes geld eintauschen kann, welche man aber auch für echtes geld kaufen muss. ja, so einfach ist das. und ich war dort.
was soll ich sagen? ich muss in meinem leben nicht mehr unbedingt arbeiten gehen, wenn ich nicht will. wahnsinn!
und das kam so: ich hab schon immer gern viel auf eine karte gesetzt. rot oder schwarz, verdopplung des gewinns - da kann man ja gleich einen bausparvertrag abschliessen. auf eine kleine anzahl von zahlen zu setzen ist ein guter weg, schnell viel zu verlieren, aber eben auch der einzige, schnell hoch zu gewinnen. ich hatte kaum noch chips in der hand, da habe ich mir gedacht - du setzt jetzt alles auf die sieben - habe dann aber gedacht: neee,ich setz mal doch lieber auf alle geraden zahlen. alle ausser einen chip hab ich dann auf die graden zahlen gesetzt.
ich muss jetzt nicht noch extra erwähnen dass die sieben gefallen ist, oder?
das wär ja echt wahnsinn, wenn gleich nochmal die sieben käme. ist aber ja überhaupt gar nicht unwarscheinlicher als vorher. wenn es nur genug roulettische auf der welt gäbe, gäbe es einen, auf dem hundert mal die zahl sieben nacheinander fällt. ich würde meinen letzten chip auf die sieben legen. jetzt lag mir die welt zu füssen - ich hatte ein spielsystem!
na ja und dann ist irgendeine andere zahl gefallen und ich bin nach haus.
das macht aber nichts, denn das ist der einzig spannende weg, zu spielen.
und jemals arbeiten, wenn ich keine lust dazu habe, brauche ich dank meiner geringen ansprüche und dem sozialstaat ja ohnehin nicht.
ja, jetzt ist es früh am morgen, der weltaidstag ist vorbei, und ich habe mich nicht bei meinen eltern gemeldet.

ich werde einfach diesen text in eine mail kopieren, und sie ihnen schicken.
oh, moment:

herzlichen glückwunsch zum hochzeitstag!
euer sohn
[capitano zanahoria]

so jetzt passts.

Sonntag, 11. November 2007

danke

ich bin geschockt.
seit heute weiss ich es, ich bin ein schlimmer, böser mensch.
ich habe vorurteile!
nicht, dass ich was böses gedacht hätte, als der lockige in schwarz gekleidete mann überlaut die s-bahn-sitzgelegenheit ihm gegenüber auf spanisch beschimpfte und auf sie einprügelte.
och nö, das hat mich kalt gelassen, wenn man single ist kann man sich halt nur mit nem leeren stuhl streiten und prügeln. dann bot ein mensch eine obdachlosenzeitschrift an, und redete dabei bayrisch oderso. das geht zwar stark an die grenzen dessen, was ich ertragen kann, aber ich bin ja tollerant.
am bahnhof hat mich dann einer gefragt, ob ich ihm ne zigarette verkaufe. ich hab ihm dann eine geschenkt, ich will ja mit drogen kein geld verdienen.
er war auch ohne obdach und hat mir seine lebensgeschichte aufgedrängt. da hatte ich noch immer keine vorurteile. die geschichte war auch ok.
nachdem ich ihm unaufgefordert feuer gab, bedankte er sich freundlich, und bedankte sich nocheinmal und nicht ohne zu erwähnen, dass nach laotse es die kleinen freundlichkeiten im leben die wirklich wichtigen sind.
da waren sie! vorurteile!
es sind also die kleinen freundlichkeiten?
von laotse? ach ja, ist das so? komisch, das stand auch schon mal in bravo girl, in der bild und der brigitte. hat die philosophie sich so wenig weiterentwickelt, dass man weisheiten von vor fast dreitausend jahren zitieren muss? wie lang mag laotse gebraucht haben, um diese weisheit zu entwickeln? mehr als ne zigarettenlänge? vielleicht ist es auch mehr ein aus dem zusammenhang gerissener nebensatz von ihm.
nach zanahoria sind es die kleinen dinge des lebens, die einen zur weissglut bringen können. und das ist wenigstens aus diesem jahrhundert, total modern und durch diverse amokläufe belegt.

an all euch räucherstäbchenschnüffelnde hobby-philosophen mit sauberem bio-gewissen da draussen:
sagt doch einfach mal nur danke! das reicht! klar, das indische 'namaste' beinhaltet neben danke auch noch tausend andere liebe worte wie 'ich ehre das göttliche in dir' und sowas... aber wenn die inder das wirklich meinen und empfinden würden, würden sie es nicht in ein wort komprimieren! es ist eine floskel - genau wie danke. danke reicht!

in diesem sinne:
thank you so much for reading

capitano zanahoria

Samstag, 10. November 2007

ganzkörperdrink V

guten tag verbraucherservice,

es freut mich, dass es sie freut, dass ich freude beim anschauen ihrer werbung empfinde.
aber 'aussenwerbung' wie sie schreiben, meine ich gar nicht. das ist eher drinnenwerbung.
die plakate sind nämlich in so glasboxen an tramhaltestellen - also drinnen.
gern lobe ich sie an dieser stelle nocheinmal dafür.

ich will ihnen auch nicht verschweigen, dass ich nicht böse wäre, wenn sie mir eines dieser plakate auf dem postweg zusendeten.
ich werds ganz sicher in meiner wohnung aufhängen. da hängt es bestimmt zwei jahre, und ist, weil ich aus weltanschaulichen gründen auf gardinen verzichte, auch von anderen wohnungen aus sichtbar. das wär n ziehmlich guter tausend-kontakt-preis, den ich ihnen hiermit anbiete.
gern dürfen sie auch vorbeikommen, und die platzierung überprüfen.
ich würd sie dann auch auf nen ganzkörperdrink einladen.

[firmaDie[fruchtsaft]herstellt] säfte hab ich übrigens noch immer nicht getrunken.
dafür bin ich großer fan der koffeinhaltigen limonade aus ihrem hause.

aber wenn ich erstmal hier zu hause jeden tag an so nem lecker-obst plakat vorbeigehe, werde ich mir das bestimmt mal kaufen.
ist ja, wie ich bei der recherche dann entdeckte auch gut gegen grauen star. das heisst, ich kann noch länger ihr plakat sehen...

ganz liebe ganzkörpergrüße

[capitano zanahoria]

Donnerstag, 8. November 2007

ganzkörperdrink IV

oh mann! die antworten mit nen paar zeilen und schnarchlangweilig. dies sei nur meiner liebe zur vollständigkeit wegen gepostet. die mail bietet kaum vernünftige punkte um nachzuhaken.
ich werd euch schreiben, bis mich euer chef persönlich bittet, nicht mehr zu schreiben!


Guten Tag Herr [zanahoria],

vielen Dank für Ihre Mail und für Ihr Interesse an unseren [fruchtsaft] by [firmaDie[fruchtsaft]herstellt] Produkten.

Wir freuen uns, dass Ihnen unsere
[fruchtsaft] Außenwerbung so gut gefällt und möchten uns für Ihr Lob bedanken.

Das mit der Überschrift "Der leckere Ganzkörperdrink" beworbene Produkt [fruchtsaft] by [firmaDie[fruchtsaft]herstellt] Multifrucht-ANTIOXIDANT enthält durch die ausgesuchte Kombination von Äpfeln, roten Trauben, Heidelbeeren, Granatäpfeln sowie Grüntee- und Traubenkern-Extrakten wertvolle Antioxidantien. Diese sind bekannt dafür, dass sie einen wertvollen Beitrag zur Gesundheit leisten können.

Wir freuen uns, wenn wir Ihnen mit dieser Auskunft weiterhelfen konnten und verbleiben

mit freundlichen Grüßen
[firmaDerDieFirmaGehoertDie[fruchtsaft]Herstellt] Verbraucherservice

Dienstag, 6. November 2007

mit viel zwiebeln

heute habe ich mir einen döner gekauft.
nach aufgabe meiner bestellung fragte mich der döner mann, ob ich gute menschenkenntnis habe.
ich fragte mich kurz, ob diese frage etwas mit dem fleisch, dass er gerade schnitt, zu tun hat. dann antwortete ich mit gesten und lauten, so wie menschen es tun, wenn sie um höflichkeit bemüht, desinteresse an einem gespräch bekunden wollen.
nun ist es aber so, dass der döner mann und ich aus unterschiedlichen kulturkreisen kommen.
und genau meine geste mit meinen lauten kombiniert heisst in der türkei: 'klar! na logo! frag mich was du willst!' also legte er los: 'wie seh ich aus?'
ich gestikulierte wieder, blies die backen auf und liess luft aus meinem mund entweichen. das ist türkisch für: 'so präzisiere er seine frage.' dass das auf deutsch 'mach mir was zu essen und sei leise' heisst, war ihm egal. er fragte: 'gut oder schlecht?'
so startete ich eine ausführlichkeitsoffensive und antwortete: 'gut'.
'ich bin nicht wie andere türken! du kannst gern scheisse zu mir sagen! das ist ok.'
'du siehst aus wie ein lieber junge!' entgegnete ich leicht genervt und überfordert.
'ich bin echt nicht wie andere türken. du kannst ehrlich scheisse zu mir sagen...'
dann hab ich einfach gesagt: 'mit viel zwiebeln!'
das ist scheinbar türkisch und heisst: 'ich bin hier, weil ich hunger habe, würde ich antworten wollen, wär ich bei günther jauch.'



Freitag, 2. November 2007

ganzkörperdrink III

da gibt es ja noch ein kontaktformular auf der seite der firma, die eine agentur damit beauftragt hat, für fruchtsaft mit plakaten zu werben, auf denen u.a. mit den worten 'der leckere ganzkörperdrink' ein fruchtsaft angepriesen wird. dieses formular bietet etwas weniger 'redefreiheit' aber ich werd mich kurz fassen, ohne zeichen zu verschwenden.

also schreibe ich in ein feld, über dem
'Ihre Frage zum Thema Gewinnspiele (max. 1000 Zeichen, inkl. Leerzeichen)*:'
steht:


das ist mir jetzt aber peinlich. ich habe eben schon im bereich reklamationen geschrieben,
weil ich dachte, das wäre die einzige kontaktmöglichkeit. ich muss mich kurz fassen, ich habe nur 1000 zeichen und davon sind 242 schon weg.ich fahre täglich an einer großen zahl an plakaten des fruchtsaftes '[fruchtsaft]' vorbei.ein grosses lob an diese plakate. sieht total gut aus, es sind auch keine menschen drauf.
wenn sie täglich im bus stehen würden, zwischen menschen gedrängt an huntert plakaten vorbeigefahren würden,
täte es sie dann freuen, wenn sie auf plakaten noch mehr menschen sähen?
ich schaue lieber auf ihre plakate. auf einem war 'der leckere ganzkörperdrink' zu lesen.
alkohol ist ein ganzkörperdrink ist, weil er auf den ganzen körper wirkt.
aber vergoren wird ihr fruchtsaft bestimmt nicht.
hat es mit der art der zubereitung zu tun, oder mit der art wie getrunken wird?
auch wenn ich meine telNr. hier angeben musste, bitte schreiben sie mir und bitte rufen nicht an

ganzkörperdrink II

als ich die mail an
presse@[firmaDerDieFirmaGehoertDie[fruchtsaft]Herstellt].[kennung]
abgeschickt hatte, habe ich dann gelesen:
'Wir möchten nachdrücklich darauf hinweisen, dass dieser Bereich ausschließlich journalistischen Anfragen vorbehalten ist. Falls Sie kein Journalist sind, stellen Sie bitte Ihre Fragen zu unseren Produkten und Aktivitäten in der passenden Rubrik im Kontakt-Bereich!'

komisch, dass ich das eben nicht gesehen habe, steht doch gross über der mailadresse.
peinlich peinlich! hätt ich mal lieber so getan, als wär ich journalist...
ich bin dann in den kontakt bereich. da konnte man aber keine fragen stellen. da konnte man nur antworten auf fragen lesen, die die sich selbst gestellt haben. meine war nicht dabei.
dann plötzlich: ein kontaktformular! na ja, eigentlich bloss für reklamationen, aber die weisen wenigstens nicht nachdrücklich darauf hin, dass man es nicht missbrauchen soll.
also schreibe ich in das feld über dem
' Wo wurde das Produkt gekauft? Sofern noch bekannt, geben Sie hier Namen und Adresse des Geschäftes an, in dem Sie das Produkt gekauft haben (max. 1000 Zeichen, inkl. Leerzeichen):'
steht:

das ist mir jetzt aber peinlich. ich habe gar keine kontaktmailadresse gefunden, und habe dann einfach an die presseabteilung geschrieben.
dannach habe ich erst gelesen, dass die ausdrücklich drum bitten, diese adresse nicht zu verwenden. sorry.
hier im bereich 'reklamation' bin ich ja eigentlich auch falsch. dies hier ist eher ein lob und eine frage und keine reklamation.
ich fahre jeden tag an einer unglaublich großen zahl an plakaten mit werbung für den fruchtsaft '[fruchtsaft]' vorbei.
an dieser stelle ein grosses lob an diese plakate. sieht total gut aus und es sind auch keine menschen drauf - sehr schön.
wenn sie jeden tag im bus oder in der tram stehen würden und zwischen vielen menschen gedrängt an huntert plakaten vorbeigefahren würden,
täte es sie dann freuen, wenn sie auf diesen plakaten auch noch menschen sähen?
mich nicht. (-->weiterlesen im feld:'
Beschreiben Sie uns hier kurz, inwieweit unser Produkt oder unsere Packung Ihre Anforderungen nicht erfüllen konnten '-->)

und in das feld über dem
'Beschreiben Sie uns hier kurz, inwieweit unser Produkt oder unsere Packung Ihre Anforderungen nicht erfüllen konnten (max. 1000 Zeichen, inkl. Leerzeichen)*:'
steht:

ich schaue gern auf ihre plakate. ich schaue auf das obst, und denke: 'lecker!'.
und weil ich so gern ihre plakate anschaue, und ich an so vielen vorbeigefahren werde, habe ich bereits gemerkt, dass unterschiedliche buchstaben darauf sind.
auf einem konnte ich 'der leckere ganzkörperdrink' lesen.
was soll das? was bedeutet das?
ich habe in meiner jugend einmal bemerkt, dass alkoholische getränke ganzkörperdrinks sind, weil sie auf den ganzen körper einwirken. aber vergoren wird ihr fruchtsaft ja bestimmt nicht.
hat es mit der art der zubereitung zu tun, oder mit der art wie er getrunken wird?
auch wenn ich meine telephonnumer hier angeben musste, bitte schreiben sie mir und bitte rufen sie mich nicht an.
danke
mit freundlichen grüssen
[capitano zanahoria]




ganzkörperdrink I

so, ich habe herausgefunden, wie die internetadresse der firma ist, die eine agentur damit beauftragt hat, für fruchtsaft mit plakaten zu werben, auf denen u.a. mit den worten 'der leckere ganzkörperdrink' ein fruchtsaft angepriesen wird.
leider führte die kontaktfunktion mich immer weiter vom fruchtsaft weg. hin zu einer grossen firma.
und selbst dort gab es keine kontaktfunktion. aber presse@...
also hab ich die gleich folgende mail an folgende adresse gesendet:
presse@[firmaDerDieFirmaGehoertDie[fruchtsaft]Herstellt].[kennung]


sehr geehrte mitarbeiter der firma, der die firma gehört, die [fruchstsaft] herstellt,


der verdacht, den sie bereits seit dem lesen der unprofessionellen anrede zwei zeilen weiter oben, geschöpft haben, ist begründet.
ich bestätige ihnen nun, dass ich in der tat keinen presseausweis besitze.
da keine andere kontaktMail-adresse zu finden ist, nutze ich nun diese, und hoffe, dass sie meine fragen dennoch beantworten.

ich fahre jeden tag an einer unglaublich großen zahl an plakaten mit werbung für den fruchtsaft '[fruchtsaft]' vorbei.
an dieser stelle ein grosses lob an diese plakate. sieht total gut aus und es sind auch keine menschen drauf - sehr schön.
wenn sie jeden tag im bus oder in der tram stehen würden und zwischen vielen menschen gedrängt an huntert plakaten vorbeigefahren würden,täte es sie dann freuen, wenn sie auf diesen plakaten auch noch menschen sähen?
mich nicht. ich schaue gern auf ihre plakate. ich schaue auf das obst, und denke: 'lecker!'. und weil ich so gern ihre plakate anschaue, und ich an so vielen vorbeigefahren werde, habe ich bereits gemerkt, dass unterschiedliche buchstaben darauf sind. auf einem konnte ich 'der leckere ganzkörperdrink' lesen.
was soll das? was bedeutet das?
ich habe in meiner jugend einmal bemerkt, dass alkoholische getränke ganzkörperdrinks sind, weil sie auf den ganzen körper einwirken. aber vergoren wird ihr fruchtsaft ja bestimmt nicht.
hat es mit der art der zubereitung zu tun, oder mit der art wie er getrunken wird?

mit freundlichen grüssen

[capitano zanahoria]

Mittwoch, 31. Oktober 2007

gesichttrinker

vor einer halben stunde noch habe ich gedacht, ich schreib euch was schönes über die öpnv nutzer heut neben mir in der tram, die mit ihren fernsprechapparaten und mit diesen verbundenen kabeln offensichtlich musik hörten. dies hat sie leider sehr dabei gestört, sich zu unterhalten.
das haben sie aber sogar selber recht fix gemerkt und dann hat immer die person, die grad nicht den mund bewegt, die kabel aus dem ohr genommen, um sie, sobald sie selber den mund bewegte, flugs wieder hereinzustecken.

na ja, viel zu sagen hatten die ja auch nicht.
und schreiben tu ich darüber schon gar nicht.
wenn die nicht sich selber und gegenseitig als langweilige person empfänden, bräuchten die ja nicht ständig musik.

ausserdem wurde ich heut mit werbeplakaten bombardiert, die mir irgendeinen fruchtsaft anpriesen.
das ist nur auf den ersten blick genauso langweilig wie mp3-handy-besitzer, denn auf diesen plakaten stand:

'der leckere ganzkörperdrink'
dass muss man sich mal auf der zunge - nein! besser auf dem ganzen körper - zergehen lassen.
wie trinkt man einen ganzkörperdrink?
ganz spontan würden mir fünf körperöffnungen einfallen, die mehr oder weniger zur flüssigkeitsaufnahme geeignet sind: mund, nasenloch rechts, nasenloch links und dann noch zwei.
aber wer will sowas?
werden bald in restaurants getrennte bereiche eingeführt?

kommt dann ein ober zu mir, und weist mich freundlich hin: 'entschuldigung, aber hier ist nur für gesichttrinker. bitte gehen sie in den gesässtrinker bereich.'

vielleicht will die fruchtsaftfirma-werbeagentur mit diesem klasse spruch auch nur auf die wirkweise des ganzkörperdrinks hinweisen. aber, da offensichtlich diesem getränk kein alkohol zugefügt wurde, ist davon auszugehen, dass das nicht gemeint ist.

das muss ich, glaub ich, mal wissen.
ich werd mir die plakate morgen mal genau anschauen, und dann werd ich mir einen neuen brieffreund angeln.
aber mit einer einfachen brieffreundschaft werd ich mich nicht zufrieden geben.
ich will eine ganzkörperbrieffreundschaft!





Samstag, 27. Oktober 2007

armut

ich war heut schon wieder geld holen.
das leben ist teuer, und wird immer teurer.
das erste vernünftige angebot seit langem hab ich heute auf dem bahnhof bekommen,
was mich wunderte, weil ja in tankstellen, bordellen und bahnhöfen immer alles viel teurer ist, als in nicht-verkehsknotenpunkten.
'20 cent für einen obdachlosen' war der markige werbespruch, den der unrasierte verkäufer mir entgegenrief.
aber was soll ich mit so einem??
der wird bei regen ja immer nass.
grad jetzt im winter müsste man sich ständig um den kümmern.
gut, dass ich keinen habe.

Montag, 22. Oktober 2007

default-gedanken

heute wurde ich aufgefordert 'du weisst schon was' zu machen.
und, was soll ich sagen, einen wie mich fordert man nicht zweimal dazu auf. ich hab gleich damit angefangen. dauert ja nicht lang und tut auch nicht weh. ich würd sogar sagen, es hat spass gebracht.
kurz danach wurd ich dann ja auch gelobt, und es wurde behauptet, ich hätte du-weisst-schon-was ganz toll gemacht.
ja, das hört man immer gern.
das zaubert ein lächeln aufs gesicht, genau wie das schreiben dieses textes. und zwar weil ich genau weiss, dass es euch vollkommen unmöglich ist, diesen text zu lesen, ohne du-weisst-schon-was durch irgendetwas zu ersetzen. und ich kann hier lächelnd sitzen, wissend, dass kein einziger leser du-weisst-schon-was durch das richtige ersetzen wird.
vielleicht werd ich irgendwann dieses wissen bei sotheby's versteigern lassen.
oder eben bei ebay - das kommt ganz drauf an, wie weit ich es im leben noch bringe.
aber es macht auch nichts, dass ihr nicht wisst, was hinter du-weisst-schon-was steht.
dieser text hat euch sicher geholfen euren eigenen default-gedanken zu du-weisst-schon-was zu finden. und das ist interessant!

ich weiss, dass ihr gerade lest.
ich weiss auch, was ihr gerade lest.

was ich nicht weiss, ist, wann genau gerade ist, und was ihr gerade denkt.

und verdammt. ich würde meinen ihr-wisst-schon-was geben, um zu erfahren, was ihr gerade denkt.

Donnerstag, 18. Oktober 2007

am besten arbeitet man berührungsfrei

wenn eltern frühzeitig die talente ihrer kinder entdecken und fördern wollen, schicken sie sie irgendwohin, wo man irgendwas macht.
in meinem fall war das glockenspiel und xylophon und die 'musikalische früherziehung'.
das hat auch total prima geklappt.
nach kurzer zeit bereits, konnte ich jedem mein talent beweisen.

die zeiten, in denen keiner wusste, dass ich absolut kein talent für das musizieren habe, waren endgültig vorbei.
aber ich konnte allen zeigen, wie weit man es bringen kann, wenn man faul ist, aber sich geschickt dabei anstellt.
nicht mozart und nicht bach, nein ich, kann perfekt nach auge spielen. das bedeutet, man schaut auf das nachbarxylophon, und tut so, als würde man auf die gleichen tasten schlagen.
wichtig für die perfekte illusion hierbei ist, dass man die tasten allerhöchstens geräuschlos streichelt. am besten arbeitet man berührungsfrei.
das gibt einem die sicherheit, für keinen falschen ton verantwortlich zu sein, sieht super aus und beschert einem das befriedigende gefühl, alle zu verarschen.
so ganz verbergen lässt sich das natürlich nicht. ein heisses xylophon-solo ist eben deutlich langweiliger ohne ton.
aber ich hatte mein talent entdeckt: faulheit.
es ist dabei auch egal, ob es zu arbeitsersparnis führt, oder eher zu mehr mühe und arbeit.
wichtig allein ist, den gestellten arbeitsauftrag nicht auszuführen, sondern zu umgehen, ohne dass es jemand merkt.

es ist ein unglaublich kreativer vorgang und bringt spass.
probiert es mal aus.

total kreativ und revolutionär wäre natürlich auch, bei einem konzert der 'musikalischen früherziehung' auf die bühne zu pinkeln. wenn ich das jemals gemacht hätte, dann nur aus dem grund, dass ich 'geh doch vor dem auftritt nochmal auf die toilette', als arbeitsauftrag verstanden hätte, den es möglichst kreativ zu umgehen gilt.

(ich bin übrigens das einzige kind meiner eltern, dass nicht einige jahre nach der musikschule auf die tanzschule geschickt wurde)

Dienstag, 16. Oktober 2007

unsinn reden

ich könnt heute prima vom verfall von sitten und moral berichten.
ich könnte euch von dem mann erzählen, der es für wichtig hielt, mit seinem fahrrad als erstes in den bus zu steigen, um dann damit den eingangsbereich zu verstellen, und den einsteigevorgang um mehrere hand voll sekunden zu verzögern.
aber der ist ja kein böser mensch.
der hat einfach nicht nachgedacht.
genau wie sich treffende mütter, die es unabsichtlich schaffen auf fussgänger- und radweg wagenburgen, oder besser noch: strassensperren, zu errichten.
ich selbst bin jahrelang leidenschaftlicher kinderwagenschieber gewesen, und bilde mir ein, immer aufgepasst und dran gedacht zu haben, bin aber auch nicht arrogant genug, damit zu rechnen, dies immer geschafft zu haben.

der mann mit dem fahrrad wurd dann auch zwei stationen später vom busfahrer herausgebeten, weil man keine fahrräder mit bussen transportieren dürfe.
er stieg dann aus, und ich will an dieser stelle unerwähnt lassen, dass er mir dabei auf den fuss trat. insofern ist auch die tatsache, dass ich etwas eingewachsene fussnägel habe, und jeder tritt auf meinen schuh, stechende und lang anhaltene schmerzen im dazugehörigen fuss zur folge hat, für den leser total unerheblich, und soll ebenso unerwähnt bleiben.

nur so viel: viele menschen in meiner situation hätten zur schusswaffe gegriffen und ihn niedergestreckt.
ich nicht!

aber ich erwarte keine dankbarkeit, ich bin eben ein menschenfreund.
nicht so einer den es stört, dass auf der anderen seite der steckdose ein atomkraftwerk steht, oder der keine kuckuck-eier mehr isst, bloss weil die bald aussteben, aber ein menschenfreund.
freundlich genug, dass ich der dame aus der tram beinahe auf ihr undefinierbares gefasel hin, in dem das wort krankenhaus mehrmals vorkam, den weg zu einem erklärt hätte.
aber ich erkannte, dass sie einfach nur vor sich hin faselte, wie es so viele tun.
diese rumfaseler kann man übrigens in zwei gruppen einteilen,
in jene, die ein total trendy headset für ihren mobilen fernsprechapparat haben, und ganz viel unsinn reden, und in jene, deren hose total nass ist und die ganz schlimm nach urin riechen, und die nur unsinn reden.
na ja, vielleicht hatte die ein handy, dann kann sie ja im krankenhaus anrufen.

aber vom verfall von sitten und moral will ich ja gar nicht berichten, obwohl der alte sack auf dem gehweg vor mir heute den zwei jungs, die sehr offensichtlich weder das 16. noch das 18. lebensjahr jemals in ihrem leben bisher erreicht hatten, auf anfrage hin, zigaretten schenkte.
ich lasse es mir nicht nehmen, dass auf künstlerische und zugleich moderne art und weise durch die nun folgenden zwei leerzeilen anzuprangern:


ich überholte die zwei jungs schnellen schrittes auf dem gehweg, und zündete mir dabei eine zigarette an.
wer mich kennt, der weiss, dass ich fast alles tue, wenn man mich nur freundlich darum bittet.
um so überraschter war ich über mich selbst, als die beiden mich höflich fragten, ob ich feuer hätte. ich drehte mich zu ihnen um, nahm einen zug, bliess rauch rurch die nasenlöcher heraus, grinste, und sagte 'nein'.

ich glaube, das einzige mal dass ich in meinem leben noch offensichtlicher gelogen habe war, als ich in etwa in dem alter dieser jungs war, und meine mutter mich fragte, ob ich drogen genommen hätte.

Freitag, 12. Oktober 2007

ganz plötzlich

heute war ich ganz plötzlich betrunken.
ab in ne dönerbude, was fürn magen holen - das machen menschen seit tausenden von jahren.
aber heute bin ich in ne dönerbude, und da ignorierten mich alle, wie es normal ist, und dann fiel mir auf, dass da kein spiess hing... jetzt esse ich ente süss-sauer... ich will mich nicht beschweren, aber warum habe ich nicht den mut gehabt, zu sagen: 'ich will das zeug nicht essen und gehe aus dem laden, ohne was zu kaufen!' ...ich glaub ja mittlerweile, das ist so, weil nordkorea die atombombe hat.

Donnerstag, 11. Oktober 2007

der mozarella ist alle

weil heute so richtig gar nichts passiert ist, ich aber lust zu schreiben habe, werde ich über zwei erlebnisse in zwei verschiedenen bäckereien berichten.
beides ist mir im sommer passiert, aber ich werde mich bemühen, sie so zu verfassen, dass ein leser denken könnte, es wäre im oktober passiert.

'puhh, ist mir heiss!' dachte ich. die sonne schien mir ins gesicht, als ich zwischen einer bäckerei und einem krankenhaus auf eine mitfahrgelegenheit wartete. ich hatte hunger und, weil es so heiss war, auch grossen durst, entschied mich aber trotzdem gegen das krankenhaus und betrat das ladengeschäft der bäckerei, wo gleich zwei bäckereifachverkäuferinnen mich gekonnt ignorierten.
als ich da so stand und mich ignorieren liess, konnte ich folgendes ladenpersonalgespräch belauschen:
'du, der mozarella ist alle'
'hast du schon im lager geschaut?'
'ja, da ist keiner mehr.'
'den müssen wir dann bestellen.'
'und was mach ich jetzt? soll ich tomate-ei-brötchen machen?'
ich habe daraufhin extremst schmunzeln müssen. eine wirklich tolle idee, einfach was mit der gleichen farbe zu wählen. aussehen ist so wichtig heutzutage.
ist ja nicht so wichtig wie es schmeckt.
der tomate ei brötchen vorschlag wurde übrigens abgelehnt, und die weisung herausgegeben, mehr käsebrötchen herzustellen.
eine sehr gute entscheidung, wie ich finde.
die entscheidungstragende hörte dann mit ignorieren auf, ich verlangte kaffee, wasser und ein käsebrötchen, bekam alles, bezahlte und ging.
gern hätt ich mir auch ein eis gekauft, aber es war ja ein bitterkalter oktobertag.


ein weiteres bäckereierlebnis beeindruckte mich ähnlich tief. ich betrat die bäckerei und vor dem tresen stand eine schlange. ich stellte mich hinten an und schaute so zwangsläufig auf das dünne t-shirt des mannes vor mir. es war bestimmt irgendein werbe-shirt von einer band, die sich bemüht ein möglichst gewalttätiges image zu haben. es war schwarz und es war eine recht düstere massenvergewaltigungszene darauf abgebildet. ich denke allerdings heute noch darüber nach ob es nicht eines dieser bilder war, die zwei sachen abbilden, und man feststellt, was man für ein mensch ist, je nachdem, was man zuerst erkennt. ein rohrschacht-shirt vielleicht.
aber nein, es war eine massenvergewaltigung. allein schon, weil der rest von dem typen so düster und gewalttätig aussah.
oh mann ich verzettel mich wieder, dabei ist es nur ne kleine anekdote.
nochmal:
es war sommer - nein! oktober! ich stand beim bäcker in der schlange. der mann vor mir sieht gross und fiese und gewalttätig aus.
gar nicht so schlecht, dass ich so lang um den heissen brei herum geschrieben habe, denn inzwischen ist der kerl schon dran.
mit einer glockenhellen stimme - fast fiepsig - bestellt er 'zwölf apfeltäschchen'!
nicht diese normalen handgrossen apfeltaschen, nein, jene mini-täschchen, die in einen fingerhut passten, wären fingerhüte nur grösser.
ich musste mich anstrengen, nicht laut zu lachen.
'zwölf zentner schwarzbrot, aber n bisschen zackig!' hätte nich nicht gewundert - aber apfeltäschchen...
den ganzen tag war ich glücklich, dass ich hatte dabei sein dürfen, als das passierte.
es beflügelt die phantasie. ich stellte mir vor, wie er zurück in den proberaum seiner band geht, den 'mega death heavy rapers', und freudig verkündet: 'ich hab uns apfeltäschchen mitgebracht!' dann versuchen sie, die zwölf täschchen gerecht auf alle fünf bandmitglieder zu verteilen...

Mittwoch, 10. Oktober 2007

so ein arschloch

jetzt haben sie es wieder getan.
kürzlich wurde der 'vogel des jahres' gewählt.
nein, nicht etwa der vogel des vergangenen jahres, den man damit für herausragende leistungen belohnt, nein, der vogel des kommenden jahres wurde gewählt.
und die wahl fiel für 2008 auf einen totalen arschloch-vogel!
ich kann mich mit dem ergebnis absolut nicht anfreunden.
man stelle sich vor, man wäre ein huhn. da steht man ein leben lang in einem engen käfig und reisst sich für die menschen den arsch auf, nur damit die was rundes frühstücken können, und?? war das huhn schon einmal vogel des jahres? nein, noch nie!
die wählen immer die arschlöcher! wie im richtigen leben.
1985 war es zum beispiel der neuntöter aus der familie der würger!
da muss ich jetzt echt nichts mehr zu sagen, oder?
wer darauf hofft, in diesem text zu erfahren, wer denn nun vogel des jahres 2008 geworden ist, den möchte ich nun schon mal enttäuschen und kundtun, dass ich diesen schmarotzer hier nicht erwähnen werde.
vielleicht hat der werte leser ja internet, dann kann er ja mal suchen.
aber zum kuckuck, ich werd es hier nicht erwähnen!

die wählen einfach einen vogel für das kommende jahr, ohne mit sicherheit zu wissen, ob der dann nicht schon ausgestorben ist, oder was der 2008 alles so anstellt.
da sollte man viel vorsichtiger sein. man stelle sich vor, man hätte 1940 den diktator des jahres 1950 gewählt. das wär total peinlich geworden.
wer wählt den vogel überhaupt? mich hat keiner gefragt!
wenn es um katze des jahres ginge, würd ich ja behaupten, es sei ein abgekatertes spiel. aber selbst wenn mir so ein drolliges wortspiel zu vögeln einfallen würde, wär mir das echt zu billig.

und was bringt es dem vogel?
wenn dieser jetzt über die grenze nach österreich fliegt, ist er noch immer vogel des jahres, wenn er jedoch in die schweiz fliegt, ist er es nicht mehr. ich könnt sogar wetten, dass der arme vogel das nichteinmal merkt.

die wählen da einfach für 2008 einen vogel, der sich nichtmal selber um seine kinder kümmert, sondern die eier einfach anderen unterjubelt, die sich dann um seine jungen kümmern.
was für ein arsch!
da freut sich das wasserpieperweibchen, dass ihr junges schlüpft. sie hegt und pflegt es, und ahnt nicht, dass sie den mörder ihrer eigenen kinder heranzieht.
was für ein arschloch-vogel!
was ist das bitte für ein signal an die gesellschaft?
wer wird mutter des jahres 2008? die hundertste nutzerin der babyklappe?

ich distanziere mich hiermit vom diktat des nabu, und wähle in zukunft immer meinen eigenen 'vogel des jahres'. ein titel der in diesem fall weltweit gültigkeit hat und erst im nachhinein vergeben wird.
zusätzlich werde ich auch einen 'unvogel des jahres' bestimmen.

hier die wahlergebnisse:
vogel des jahres 2006: huhn
unvogel des jahres 2006: neuntöter

Montag, 8. Oktober 2007

du, tram

heut bin ich mal zur tram gerannt, dass ich nicht der einzige war, gab mir hoffnung.
sie fuhr dann weg, ohne uns einsteigen zu lassen.
mein beherztes drücken auf den tram-öffne-dich-knopf war in beförderungstechnischer hinsicht wirkungs- und nutzlos.
ich bekam jedoch von meiner mit-zur-tram-rennerin ein wirklich zauberhaftes lächeln.
eines dieser wirklich schönen kömplettgesichtsmuskulaturlächeln.

wenn sie mich gebeten hätte, dafür zehn minuten in der kälte zu stehen, hätt ich das auch gemacht, wenn wir rechtzeitig an der tram gewesen wären.
ich überlege, ob ich ihr ein gespräch aufdrängen soll, entscheide mich aber dann dafür, meinem buch ein gespräch aufzudrängen, dieses dreht den spiess um. ich lese, und der massenträgheit wegen sausen meine augen manchmal über das zeilenende und den rechten buchrand.

'eine wirklich schöne frau', denke ich, immer wenn das passiert, obwohl ich das anders formuliere, wenn ich mit mir selber rede. ich vertrau mir eben - anders als euch, und darum rede ich mit euch nicht so.
ich möchte an dieser stelle all jene, die mit dem ausmalen meiner internen formulierungen über die stränge schlagen, darum bitten, das lesen augenblicklich einzustellen. ich bin anständig!
ich rauche und lese. sie telephoniert und raucht.
wenn ich in diesem augenblick wie ein indianer ein ohr auf die schienen gelegt hätte, hätte ich die nächste tram gehört und wäre nur wenige dutzend sekunden später von ihr überfahren worden.
'kein wunder, dass es nicht mehr so viele indianer gibt', denke ich.
in fast genau dem moment in dem ich überfahren worden wäre, trüge ich federschmuck, kommt die profi-lächlerin zu mir, und stellt ihr können unter beweis.
ich bemühe mich, so schön zu lächeln, wie ich nur kann - na ja, der gedanke zählt...
sie steht mir gegenüber. augen wie sterne.
'entschuldigen SIE, wissen SIE wie spät es ist?'
meine gedanken in diesem moment reichen von menschenverachtenen gewaltphantasien, über die frage 'ist nicht in jedem handy eine uhr?' bis hin zu menschenverachtenen gewaltphantasien.
statt sie oder mich zu töten sage ich: 'zwanzigEinundzwanzig', und denke daran, dass ich in diesem alter immer geduzt wurde.
die tram öffnet ihre türen.
sie bleibt draussen.
die tram schliesst ihre türen.
sie drückt verzweifelt wie auch vergebens auf den offnen knopf.
die tram fährt los.
ich schlage mein buch auf und lächele, eines von diesen zauberhaften gesamtgesichtsmuskulaturlächeln.
alles ist in ordnung. die welt gehorcht wieder meinen gesetzen.

(wenn sie sich weiterhin so blöde anstellt, könnt ich ja auch in ner stunde wieder hinfahren, und sie auf einen drink einladen)

Sonntag, 30. September 2007

mein brieffreund bem ministerium VII

jetzt schreibt mir auf einmal der chef vom [xxx]
ich lese aus dieser mail ein angebot an mich heraus, sich in seiner freizeit mit mir zu treffen.
mir wird das unheimlich und ich antworte lieber nicht hierauf:

Sehr geehrter Herr [capitano zanahoria],


gerne versichere ich Ihnen, dass Hptm [xxx] sich bester Gesundheit erfreut.

Leider sehen wir uns nicht in der Lage, den ach so erquicklichen, mit Zynismus, Sarkasmus und kaberettreifen Formulierungen gewürzten Bürgerdialog, fortzusetzen. Bitte sehen Sie uns nach, dass wir uns bei der Unzahl "brieffreundschaftswilliger Bürger" auf die Beantwortung von Fragen spezialisiert haben und dieses auch ohne weiteres ernsthaft und mit gutem Erfolg tun.

Sie wissen doch: "Wissen ist Macht!" Davon geben wir gerne ab. Das Humoreske verschieben wir aber lieber in die Freizeit.

Mit freundlichen Grüßen

[yyy]
Oberstleutnant

Mittwoch, 26. September 2007

mein brieffreund bem ministerium VI

jetzt hat er mir schon seit tagen nicht mehr geschrieben. ich beginne, mir sorgen zu machen:

sehr geehrter herr [xxx],

möglicherweise vertrete ich zu radikale ansichten, die sie nicht teilen, oder zumindest während der ausübung ihres berufes nicht teilen dürfen.
möglicherweise bin ich ihnen, durch die ansprache mit ihrem vornamen zunahe getreten.
beides kann ich sehr gut verstehen.
ich kann sehr gut verstehen, wenn sie unsere brieffreundschaft nicht weiter aufrecht erhalten wollen, und möchte sie wissen lassen, dass ich deswegen niemals groll gegen sie hegen werde.

nur ist mir etwas unwohl dabei, so plötzlich kein lebenszeichen von ihnen mehr zu bekommen - gerade weil sie mir bisher immer so schnell und freundlich antworteten.
nun, wie sie oft erwähnten, kann niemand genau sagen, wann und wo die terroristen wieder zuschlagen, und dass deutschland ein ziel von anschlägen und terror sei.
ein mann wie sie ist sicher noch gefährdeter als ich.
na ja, und ich kann halt mir meinen reim auf so einige sachen machen.
erst warnen sie mich, und dann sind sie auf einmal wie vom erdboden verschluckt.
ich würde mich nicht als ängstliche person bezeichnen, aber ich mache mir sorgen um sie!
entführt, verschleppt, ermordet - sie können sich nicht vorstellen, was mir so alles durch den kopf geht, wenn ich so an sie denke.

ich will es kurz machen, und möchte sie hiermit bitten, mir ein kurzes lebenszeichen zu geben, damit ich nachts wieder schlafen kann.
vielleicht mit einer aktuellen schlagzeile aus der tagespresse, damit ich weiss, dass die mail aktuell ist, und nicht terroristen eine von ihnen vor einiger zeit vorbereitete mail in ihrem namen versenden.

dafür ihnen auf die nerven gegangen oder zunahe getreten zu sein, möchte ich mich (für den fall dass es an dem ist) nocheinmal aus tiefstem herzen entschuldigen.

sollten sie sich tatsächlich in der hand von entführern befinden, bauen sie bitte in der anrede einen schreibfehler in meinen nachnamen ein - das ist das geheime zeichen.
ich werde in diesem fall alles nötige in die wege leiten, um sie zu befreien.


[capitano zanahoria]

Freitag, 21. September 2007

mein brieffreund bem ministerium V

jetzt starte ich die grosse freundschaftsoffensive:

sehr geehrter herr [xxx],
(ich kann mich fast nicht mehr zurückhalten, 'lieber [vorname],' zu schreiben, sehe aber ein, das das wenig angebracht ist.)

ich danke für ihre entschuldigung, und muss zugeben, nicht halb so gekränkt von der falschen anrede gewesen zu sein, wie ich vorgab.

ja, sie haben recht das thema ist hochemotional, darum würde ich dem verteidigungsminister empfehlen, im notfall einfach das flugzeug aus der luft holen zu lassen, ihm aber dringend abraten, dieses vorher öffentlich kundzutun - eben auch weil es dem deutschen recht wiederspricht.
ich könnte ihnen jetzt auch erzählen, was ich tun würde, wenn sie meine frau unsittlich berühren, oder schlecht über meine mutti reden. aber auch das, was ich dann täte, widerspricht deutschem recht.
und obwohl das tagtäglich in deutschland passiert, und die gefahr real und nicht von der hand zu weisen ist, erzähle ich ihnen nicht, was ich dann mit ihnen tun würde.
zum einen, weil ich dann zu recht von ihnen als unangenehme person empfunden werden würde, und zum anderen, weil es keinen sinn ergibt, ein verbrechen, dass ich unter bestimmten, zur zeit aber nicht gegebenen umständen, begehen würde, auch noch anzukündigen.

ihr dienstherr hätte besser daran getan, zu sagen 'wenn ich mal bettelarm bin und starken hunger habe, würde ich einen apfel klauen'
oder, nein, doch nicht!
ja, es ist auch ethisch und moralisch zu hinterfragen, ob es in einem rechtsstaat eine regelung für einen solchen fall geben kann. ein nein als antwort ist schnell gefunden und ausgemacht - und richtig.
vielleicht sollte man dann aber den rechtsstaat hinterfragen!

sie fragen, ob derjenige, der mit dem ziel möglichst viele menschen zu töten, ein flugzeug kapert,
oder ein politiker der über handlungsoptionen für diesen fall nachdenkt, unmenschlich ist.
nun diese frage ist drollig.
zum einen, weil ich nie behauptet habe, dr. jung wäre umnenschlich,
und zum anderen weil die frage sowas von bescheuert rethorisch ist, und darauf abzielt beim gedankenlosen lesen einen tieferen sinn zu ergeben.
und weil diese frage nicht die option beleuchtet, dass ein mensch - auch in einer demokratie und auch ein minister - nachdenkt, ohne zu reden.
(helmut schmidt hat damals auch nicht gesagt: 'falls es 1962 zu einer verheerenden sturmflut kommt, werde ich wiederrechtlich die bundeswehr unter mein komando stellen und hunderte oder gar tausende von ertrinkenden retten, auch wenn dabei soldaten ums leben kommen könnten' nein, er hats einfach gemacht. sein erfolg machte ihn im nachhinein unangreifbar, auch wenn er widerrechtlich handelte.)

aber zur sache.
wenn es der rechtsstaat ist, der die arbeit der regierung so behindert, warum nicht abschaffen?
und nicht, dass sie mich erneut missverstehen - ich mein das ernst!
wenn man sich die geschichte der welt anschaut, haben es nur jene staaten in die top-ten geschafft,
die oligarchisch aufgebaut waren, menschen in klassen eingeteilt haben und sich sklaven gehalten haben. haben sie ne ahnung, was eine pyramide oder ein colosseum heute kosten würde??!
selbst, wenn man auf ausländische schwarzarbeiter zurückgreift und auf arbeitssicherheit pfeift, kommt man nicht an die traumhaften preise von einst heran.
wir stehen nun mal im globalen wettbewerb mit china zum beispiel oder russland und vielen anderen ländern in denen sklaverei inoffiziell schon längst wieder eingeführt wurde.
und was sollen wir mit der zunehmenden zahl von menschen machen, die nichtmal ein abitur schaffen.
und ich frage sie: ist jener ein unmensch, der menschen mit unzureichender finanzieller ausstattung mit billigtabackprodukten und tetrapackrotwein ihrer depression preisgibt, oder der, der wenigstens darüber nachdenkt ihnen als sklave arbeit und eine perspektive zu geben?

das bringt mich zurück zu meiner putzfrau.
sie hat keinen akademischen abschluss und spricht nur gebrochen deutsch - sie wär perfekt als sklavin.
ich habe auch kein problem damit, das würde nicht bedeuten, ich würd sie auspeitschen - obwohl auch das ein natürliches menschliches bedürfnis ist. sogar in der bundeswehr hat ja erniedrigung eine lange tradition.
ich werd nicht müde, zwischendurch zu erwähnen, dass das keine ironie ist!
was ist falsch dran??
einsatz der bundeswehr im inneren ist natürlich eine wichtige voraussetzung für die wiedereinführung der sklaverei. genau darum würd ich mit ihnen gern folgenden deal machen: ich stelle meine rethorischen fähigkeiten in den dienst der sache, künftig alles was fliegt abschiessen zu dürfen, und sie helfen mir bei der versklavung der bevölkerung (zuerst meiner putzfrau).

verdammt! jetzt tu ichs doch!
lieber [vorname], wir beide!
ein team!
wir könnten deutschland und die welt verändern!
lass es uns tun!

dein [capitano]

Donnerstag, 20. September 2007

mein brieffreund bem ministerium IV

mein brieffreund und ich kommen uns nun doch langsam näher.
er beginnt, auf meine mails einzugehen, und mich korrekt anzureden:

Sehr geehrter Herr [capitano zanahoria],

vielen Dank für Ihre Rückantwort. Leider ist mir ein kleiner Fauxpas in der
letzten E-Mail passiert, ich habe schlicht und ergreifend übersehen, Sie
korrekt anzuschreiben. Dafür entschuldige ich mich. I

In meiner Antwort habe ich versucht, ein hochemotionales Thema möglichst
sachlich zu handhaben. Dennoch kommen wir nicht umher, unterstelltes
Szenario als Realität anzuerkennen. Es entspringt nicht der Phantasie eines
Autors, sondern ist so geschehen. Niemand kann Ihnen sagen, ob es wieder
geschehen wird oder gar wo. Sicher ist nur, dass es in Deutschland keine
gesetzliche Regelung gibt, die rechtsstaatliche Handlungsoptionen zulässt.
Ethisch und moralisch ist zu hinterfragen, ob es überhaupt in so einem Fall
rechtsstaatliche Handlungsoptionen geben kann. Aber wer ist denn
unmenschlich? Ein Politiker, der der Frage nachgeht, welche
Handlungsoptionen haben wir in einem solchen Szenario oder derjenige, der
ein Flugzeug kapert mit dem Ziel, dieses in einem Gebiet gezielt zum
Absturz zu bringen um möglichst viele Menschen zu ermorden?

Das unterstellte Szenario entspringt nicht der Phantasie eines Autors,
sondern ist so geschehen! Somit steht die Frage im Raum, was machen wir,
wenn wir mit einem solchen Szenario wie dem 11.09.2001 konfrontiert werden?
Dabei ist es unerheblich, welches Gebäude das Ziel des terroristischen
Angriffs ist (bzgl. Ihrer Frage 2).

Ihre dritte Frage ist hingegen recht einfach zu beantworten. Wenn man in
der Lage ist, die Flugzeugentführer zu einer Kursänderung zu zwingen, kann
man Sie auch zur Landung zwingen. Folglich hat sich das mit einem möglichen
Abschuss erledigt.

Ihre Frage nach den persönlichen Daten beantworte ich Ihnen ebenfalls
gerne. Diese werden von uns nur zum beantworten Ihrer Frage/ Eingabe/
Anregung/ Dialog kurzfristig archiviert. Oftmals ist es der Fall, dass sich
ein Dialog entwickelt, da ist es hilfreich, auch noch einmal nachschlagen
zu können, was bereits geschrieben worden ist. Eine Weitergabe an Dritte
oder gar der Verkauf Ihrer Daten, ist uns weder gestattet, erlaubt oder
wird in irgendeiner Weise von uns betrieben. Ich hoffe, ich konnte Sie
dahingehend beruhigen.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

[xxx]
Hauptmann und Presseoffizier
Diplom-Kaufmann

Mittwoch, 19. September 2007

mein brieffreund bem ministerium III

nachdem die letzte mail so unzufriedenstellend war, versuch ichs einfach nochmal:

sehr geehrter herr [xxx],

selbstverständlich habe ich verständnis dafür, dass der herr minister seine
mails nicht alle selber beantwortet.
ich bin nicht zuletzt glücklich darüber, dass inteligente und hochbezahlte leute
ihre zeit nicht damit verschwenden.
das ist richtig und logisch, dass sie das tun.
und ich freue mich, in ihnen einen kompetenten brieffreund gefunden zu haben.

bedauerlich bis beleidigend finde ich allerdings die tatsache, dass sie mich mit "sehr geehrte" anreden.
dass ich nicht gedient habe, ist kein grund, mich zur frau ohne nachnamen zu degradieren.
nein, zivildienst hab ich auch nicht gemacht. gern wär ich bomberpilot oder presseoffizier geworden, aber sie
(und damit meine ich natürlich nicht sie persönlich) haben mich ja nicht gelassen.

nur zu gern würde ich ihnen mitteilen, dass ihre mail meine sorgen und nöte in luft aufgelöst hätte, und alle meine fragen beantwortete.
dem ist leider nicht so.
ich formuliere es mal diplomatisch und behaupte, es sei unser beider schuld.
meine, weil ich nicht die fragen gestellt habe, auf die sie in ihrer mail antworten
und ihre, weil sie nicht auf die tatsächlich gestellten fragen antworten.
was mich zu dem schluss bringt, dass sie meine mail gar nicht gelesen haben, während sie mir vorwerfen,
den richterspruch des bundesverfassungsgerichtes nicht richtig gelesen zu haben.

ich habe auch nicht behauptet, dr. jumg würde sich mit seiner position in widerspruch zu der rechtsprechung
des bundesverfassungsgerichtes setzen, und habe ferner nicht behauptet, dass er dadurch die betroffenden luftfahzeugbesatzungen
in gefahr und strafbarkeit bringen würde.
ich hab ja noch nichtmal behauptet, der herr minister jung wäre doktor.
sie haben meine mail einfach nicht gelesen.
ich befürworte die äusserung des ministers.
und es ist auch nicht so, dass es jeder grundlage entbehrt, dass diese aussage im wiederspruch zur verfassung steht.
man muss nur mal auf die ersten artikel schauen, um das zu bemerken.
man könnte zwar argumentieren dass die würde der menschen an bord der zu exmatrikulierenden maschine ja bei verwendung
von entfernungswaffen wie luft-luft-raketen nicht direkt 'angetastet' wird, aber da werden sicher einige juristen dagegen sein.
der staat hat den auftrag, die menschen zu beschützen, und dabei wertungen vorzunehmen wie 'klaus ist mehr wert als katrin' oder 'katrin susi und gaby sind mehr wert als klaus' ist nicht legitim.
darf man rohland koch, der unfreiwillig und ungebremst mit einem fluggerät auf angela merkel zurast, abschiessen?
'klar!' sage ich
'das kommt darauf an' sagen die juristen
'nein' sagt das grundgesetz.
und genau aus diesem grunde bin ich ja für die abschaffung des grundgesetzes.
jedes brauchbare gesetz der letzten zeit wurde von den verfassungsrichtern gekippt. das geht doch so nicht weiter.
in dem speziellen fall der luftsicherheit dürfte es ja fast sogar reichen, die definition von 'mensch' zu ändern
menschen können nicht fliegen. können dann lebewesen, die sich dauerhaft in der luft aufhalten menschen sein??
das kann ja alles so schwer nicht sein. im 12. jh. hat irgendein papst erklärt, dass frauen auch menschen seien - das war wohl vorher nicht so..
mein großvater hat in der schule auch noch ganz andere definitionen von 'mensch' gelernt als mein vater, und ich wieder andere als mein vater.
das ändert sich ständig, und ist gar nicht so schlimm.

wenn meine putzfrau z.b. den status 'haustier' hätte, bräucht ich sie nicht zu bezahlen.
und die wird mir so wie es jetzt läuft auf die dauer echt zu teuer.
das ist eines der probleme in meiner mail auf die sie nicht eingegangen sind.
hier sind weitere:
1) archivieren oder verkaufen sie meine adressdaten?

2) wenn sie sich beim exmatrikulieren eines bemannten flugzeuges auf
übergesetzlichen notstand berufen wollen, da gefahr für die grundfesten der
demokratie bestünde, welches gebäude erwarten sie, solle dieses flugzeug
zum ziel haben, dass nach einem aufprall die demokratie keine grundfesten
mehr hat.

3) und wie wollen sie terroristen dazu zwingen, über unbewohntes
gelände zu fliegen, damit nach der exmatrikulation herunterstürzende
flugzeug- und leichenteile nicht am ende noch unschuldige verletzen?


mit freundlichen grüßen
[capitano zanahoria]

Dienstag, 18. September 2007

mein brieffreund bem ministerium II

mein brieffreund hat mir geantwortet. nicht der minister, aber einer seiner lieblingsmitarbeiter
im folgenden wird man nun eine mail lesen, derer herr presseoffizier bestimmt hunderte
am tag herausschickte.dass diese zum gähnen langweilig ist, und sich nicht auf meine mail bezieht, nehme ich ihm darum nicht übel.

Sehr geehrte,

vielen Dank für Ihre E-Mail an den Bundesminister der Verteidigung, Herrn
Dr. Franz-Josef Jung. Sie werden sicher verstehen, dass wegen der Vielzahl
der im Ministerium täglich eingehenden Anfragen nicht alle Fragen dort
selbst beantwortet werden können. So wurde mir auch Ihr Frage mit dem
Auftrag einer Beantwortung übergeben.

Die Bundeswehr ist immer an einem konstruktiven Dialog mit dem Bürger
interessiert, der uns hilft, die Leistungsfähigkeit der Streitkräfte zu
verbessern, oder den Kontakt zum Bürger zu vertiefen. Ich darf Ihnen
insofern versichern, dass Ihre Gedanken, - wie die vieler anderer
Bürgerinnen und Bürger auch -, die ihnen gebührende Beachtung finden
werden. Wenn auch nicht jede einzelne Stimme unmittelbar auf dem
Schreibtisch des Ministers gelangt, so findet doch jede Meinungsäußerung
Eingang in eine zusammengefasste "Meinungs- und Motivlage" der Bevölkerung,
die sicher auch die verantwortlichen Politiker bei Ihrer Entscheidung
berücksichtigen.

In der Sache lassen Sie mich anmerken, dass die Behauptung, Bundesminister
Dr. Jung würde sich mit seiner Position in Widerspruch zu der
Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts setzen und die betroffenen
Luftfahrzeugbesatzungen in die Gefahr der Strafbarkeit bringen, jeder
Grundlage entbehrt. Wer derartige Vorwürfe erhebt, zeigt, dass er das
Urteil des Verfassungsgerichts nicht sorgfältig gelesen hat.

Generell gilt: Wie auf ein entführtes Flugzeug zu reagieren ist, muss im
jeweiligen Einzelfall unter Beachtung aller bekannten Umstände und der
vorrangigen Maßgabe des höchstmöglichen Schutzes Unbeteiligter entschieden
werden. Die vom Bundesministerium des Innern herausgegebenen "Gemeinsamen
Grundsätze von Bund und Ländern über die Zusammenarbeit bei der Abwehr von
Gefahren für die Sicherheit im deutschen Luftraum durch entführte
Luftfahrzeuge legen hierfür allgemeine Vorgaben fest, die auf der geltenden
Verfassungslage beruhen.

Davon unberührt bleibt, dass Situationen denkbar sind, die eine Berufung
auf den übergesetzlichen Notstand notwendig machen und auch erfordern. Dies
ist verfassungsrechtlich anerkannt, solange es keine ausdrückliche Regelung
im Grundgesetz gibt. Hierauf hat Bundesminister Dr. Jung wiederholt
hingewiesen.

Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil zum Luftsicherheitsgesetz
die juristische Behandlung bestimmter Konstellationen und Extremsituationen
ausdrücklich offengelassen.

Heutzutage sind auch in Deutschland leider Terroranschläge nicht
ausschliessbar , die sich nach Art, Zielsetzung oder Ausmaß mit
kriegerischen Angriffen gleichsetzen lassen und damit genau diese
Kategorien erfüllen. Dies hat die Bundesregierung einvernehmlich im
Weißbuch des letzten Jahres festgestellt. Gerade Angriffe mit
Luftfahrzeugen auf sensible und kritische Ziele, mit einer unübersehbaren
Anzahl von Opfern und Folgeschäden können ein entsprechendes Szenario
darstellen.

Ebenfalls offen gelassen hat das Bundesverfassungsgericht die
strafrechtliche Seite des Abschusses eines Flugzeuges. Zitat: „Dabei ist
hier nicht zu entscheiden, wie ein gleichwohl vorgenommener Abschuss und
eine auf ihn bezogene Anordnung strafrechtlich zu beurteilen wäre." Damit
ist auch klar, dass hier niemand verpflichtet wird, vorsätzlich Straftaten
zu begehen. Unverkennbar ist gleichwohl, dass ein Handeln in einer
derartigen Extremsituation mit einer enormen Gewissensbelastung der
Beteiligten verbunden ist, auf die wenn irgend möglich Rücksicht zu nehmen
ist. Dies gilt umso mehr, als Teile der Politik sich bislang noch nicht
dazu durchringen konnten, eine klare verfassungsrechtliche Grundlage zu
schaffen. Vor Extremsituationen die Augen zu verschließen wird jedoch weder
der – ebenfalls aus dem Grundgesetz folgenden - Schutzpflicht gegenüber
unseren Bürgerinnen und Bürgern gerecht noch ist es verantwortungsvoll im
Hinblick auf die Angehörigen der Sicherheitskräfte. Die Aussagen von
Bundesminister Dr. Jung geben daher auch für die betroffenen Soldaten der
Bundeswehr klare Richtlinien.

Das unterstellte Szenario ist leider zu real, als das die Regierung es sich
leisten könnte es zu ignorieren.

In der Hoffnung hinreichend geantwortet zu haben, stehe ich für weitere
Fragen gerne zur Verfügung und verbleibe,

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

[xxx]
Hauptmann und Presseoffizier
Diplom-Kaufmann

Montag, 17. September 2007

mein brieffreund bem ministerium I

als ich las, das der verteidigungsminister verkündet hat, entführte pasagierflugzeuge notfalls abzuschiessen, hab ich gedacht, ich schreib ihm einfach mal:

lieber herr minister jung,
liebe jungs,
geliebte mädels,

zuallererst möchte ich meinen missmut darüber äussern, dass ich gezwungen
werde ein so unhandliches kontaktformular benutzen zu müssen, um kontakt zu
ihnen aufnehmen zu können. und sie auch bitten, nicht über meine
postanschrift kontakt zu mir aufzunehmen. ferner möchte ich, da sie das in
ihrem kontaktformular nicht ausdrücklich schreiben, sie bitten, meine
adresse weder zu archivieren, noch an dritte zu verkaufen. ich weiss, dass
die bundeswehr geld braucht, aber auch ich brauche fast täglich geld und
sehe dennoch davon ab, ihre adresse an irgendwelche möglicherweise dubiosen
firmen zu verkaufen.

so, nachdem das nun geklärt wäre, beginne ich mit meiner mail.

ich finde es bedeutsam und mutig, öffendlich das vorhaben zum
verfassungsbruch kund zu tun. dabei wäre die welt so viel schöner, wenn man
einfach mal ein flugzeug aus der luft holen dürfte, wenn man ein ungutes
gefühl hat. ich selbst habe das als kind auch immer gern getan. es ist
unbeschreiblich, in was für menschenverachtende fesseln uns das grundgesetz
schnürt. man darf ja quasi nichts mehr. selbst bei sowas wie dem einsatz
der bundeswehr im inneren, kann man sich sicher sein, dass irgentwelche
hippies wieder rumlamentieren.
ich selbst bedauere jedes mal, wenn ich meine putzfrau bezahle, die
existenz des artikel 12 (verbot von zwangsarbeit). dabei bin ich ihr doch
körperlich derart überlegen, dass ich eigentlich nicht dafür zahlen müsste.
na ja, wem erzähl ich das - die welt ist hart.

aber eines interessiert mich doch sehr stark. wenn sie sich beim abschuss -
oder nennen wir es besser 'exmatrikulieren' - eines bemannten (meinetwegen
auch eines diese flugzeuge, die voll mit frauen sind) flugzeuges auf
übergesetzlichen notstand berufen wollen, da gefahr für die grundfesten der
demokratie bestünde, welches gebäude erwarten sie, solle dieses flugzeug
als ziel haben, dass nach einem aufprall die demokratie keine grundfesten
mehr hat. und wie wollen sie terroristen dazu zwingen, über unbewohntes
gelände zu fliegen, damit nach der exmatrikulation herunterstürzende
flugzeug- und leichenteile nicht am ende noch unschuldige verletzen?

sie sollten auch auf jeden fall keine gesetzeslücken entstehen lassen.
immerhin könnte auch versucht werden, mit einem auto oder fahrrad oder
rollstuhl u.s.w. ein gebäude umzufahren, dessen einsturz dann bewirkt, dass
wir plötzlich keine demokratie mehr sind...

haben sie keine angst vor den anfeindungen der presse. ich stehe wie ein
mann hinter ihnen!
und wenn wir das durchgebracht haben, können wir uns ja vielleicht um die
sache mit der zwangsarbeit kümmern.
es wäre mir ein vergnügen.

mit freundlichen grüßen
[capitano zanahoria]