Freitag, 31. Oktober 2008

wie am schnürchen

es ist der 31. oktober und ein u.s.-amerikanischer modefeiertg überschwemmt das land. ich merke das an den drolligen puscheln, die die schwestern im haar tragen - insgesamt entsteht dadurch ein haloween angemessener, gruseliger eindruck.
ein junger arzt kommt zu mir - einer von diesen unangepassten outlaws, die keinen gruseligen schmuck und keine puscheln tragen. also eigentlich bis zur erwähnenswertlosigkeit ungruselig - bis er sagt: 'herr [zanahoria], ich soll fäden ziehen!'
grusel wusel!
ich versuche mir selber mut zu machen, indem ich zum x-ten mal betone, dass ich die komplette stirn ohne betäubung habe nähen lassen. ich spiele mir in meiner vorstellung all die filme vor, in denen richtige männer eine halbe flasche whiskey über der wunde ausgossen und diese danach mit dem letzten stück stoff, dass half die schlüsselreize ihrer schönen begleiterin zu verdecken, verbanden. dann wurde die andere flasche whiskey in einem augetrunken.
oh, mann - wie stehe ich im vergleich zu denen dar?? statt whiskey ein wasser. einen arzt statt ein flittchen.
aber auch wir wissen nicht so genau, wo unser flugzeug abgestürzt ist, und mein arzt ist in der tat ein lustiger geselle. er selbst hat seinen witz leider nicht verstanden, so dass ich ihm den erklären musste, aber die nächsten dreisig jahre wird er dieses grossen erfolges wegen beim fäden ziehen immer wieder gerne sagen: 'das klappt hier ja wie am schnürchen'.
auch ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen.

Donnerstag, 30. Oktober 2008

möglicherweise ist er es

ich bin endlich wieder hier.
hier bei den 'schwestern der b-seite' - meine station ist nämlich in eine a und eine b-seite unterteilt. also wenn ich jemals eine girl group gründen sollte, und die schallplatte wieder in ist, dann wird dieser musikalische leckerbissen 'die schwestern der b-seite' heissen.
ich erlaube jetzt schon allen musikalischen jungtalenten, die wert darauf legen, von mir für geistig verarmt gehalten zu werden, diesen namen kostenlos.
einer operation wegen war ich einige zeit weg. die operation misslang - und es ist, wie es in meinem leben immer ist, kaum hat man pech, komt das glück. man kann eigentlich fest davon ausgehen, dass wenn ich in eine jauchegrube geworfen werde, ich mit dem kopf gegen einen riesen klumpen gold knalle. bei der operation traten komplikationen auf und sie musste abgebrochen werden - der abbruch wiederum verlief optimal. der tumor aber ist und bleibt mein untermieter. vielleicht gar nicht schlecht so - möglicherweise ist er es, der hier immer schreibt.
ist das gender-mässig überhaupt ok? der tumor?? ich habe eine tumorin!! das passt: 'cindy -meine tumorin aus sachsen.' wer gern ein lied oder kinderbuch schreiben möchte, darf sich kostenfrei dieses titels bedienen.
endlich wieder internet! nach langer inhaftierung auf der intensiv-station. ich werde euch letzte woche noch ein paar intensiv abentheuer scheiben.

Freitag, 24. Oktober 2008

walpurgisnacht

'wie sieht es aus mit zähneputzen herr [zanahoria]??' weckt mich mit forderndem ton. oh mann, denke ich, ich bin im krankenhaus. und ganz offensichtlich ist es draussen dunkel und irgendein ordnungs-faschist weckt mich der mundhygiene wegen. ein königreich für eine massenvernichtungswaffe!! so schlechte laune hab ich aber selbst nach dem aufwachen selten. Arghhhhh!!!! SCHMERZ!!! ach, deswegen - weil ich schmerzen habe - oh, und durst. scheisse hab ich durst. meine zunge versucht schon ganz instinktiv den letzten zähflüssigen speichel auf die schlimmsten trockenen stellen im mund zu verteilen. das ist ein bisschen wie sich selber küssen - aber sehr trocken. es ist wohl an der zeit, diplomatisch zu sein und mal wieder alles auf eine karte zu setzen: 'ich sauf dir dein mundwasser weg!!! ich will zuerst zwei flaschen wasser ohne kohlensäure - danach putze ich sofort zähne!!'
'erst zähne putzen!'
'du hast wohl noch nie mit einem [zanahoria] verhandelt' denke ich und sage: 'vier flaschen!!'
jawohl!! alle bürsten stehen sill, wenn mein starker arm es will!! ha! HA!!
mein verhandlungspartner ist eine männliche schwester. dieser bruder wird sich noch als super-pfleger herausstellen. erstmal bringt er mir unmengen an stillem wasser und grinst und sagt, dass er doch testfragen stellen muss an leute, die aus operationen wieder aufwachen.
im anschluss an ein paar schlücke wasser bietet er mir eine diskussion darüber an, warum es wohl draussen dunkel sei. ich behaupte steiff und fest, dass das krankenhaus von aussen getönte scheiben vor die fenster geklebt hat. glauben tu ich das selber nicht, aber wer weiss, wie sich das auf die medikation auswirken kann. ausserdem geniesse ich das gespräch, dass ja durch eine richtige antwort sofort beendet gewesen wäre. getönte scheiben!
er verrät mir die auflösung - es sei 20:00 uhr. er knufft mich noch lieb in die seite, wünscht mir spass beim trinken und verlässt mich um sich um die anderen intensiv-sterblichen im raum zu kümmern.
da lieg ich nun voll überwacht mit nem schnellen zugang zum blutkreislauf im hals - einem weiteren in jeder hand und einer art künstlichen aterie extern am unterarm - durch einen schlauch pinkeln bin ich ja ein leben lang gewohnt. es ist nacht geworden, das personal hat gewechselt. es ist eine schwester - die nacht der hexen beginnt.
so, wie die sich bisher alle verhalten haben, könnte ich meinen, dass die schwestern bei meinem momentanen betreuungslevel, nicht ein minütchen abwesend sein sollten. meine schwester ist weg. weg!! nicht hier!!! dabei läuft mir gerade wasser aus meinem kopf durch die wunden an der stirn heraus. eine klingel um eine schwester herbeizurufen habe ich nicht. auch keine wunderlampe - wenn ihr mal in die klinik müsst, nehmt eure wunderlampe oder ein paar leistungsbereitschusswaffen mit.
ich versuche es mit rufen. sowohl bei 'schwester' als auch bei 'hallo' bleibt der erfolg stark begrenzt. irgendwann entscheide ich mich endlich, einen lebensfunktionsüberwacher vom finger zu nehmen, und ihn zu manipulieren, bis er alarm auslöst.
nichts passiert.
warum überwachen die mich hier überhaupt, wenn die ohnehin nicht vorhaben, einzuschreiten, wenn ich dabei bin, mein leben auszuhauchen???
gut, dass ich zwangsgeduldig bin.
irgendwann erscheint meine nachtschwester. sie motzt sofort los, dass dieses ding unbedingt an meine fingerspitze gehört. steckt es mir auf eben diese und fasst mich dabei so wütend wie grob an. hexe!!!
ich eröffne ihr, als sie so schnell wie sie erschien wieder verschwinden wollte, dass ich das alles nur getan habe, um sie zu rufen, weil mein hirnwasser wieder auslaufe.
sie schaut kurz drauf und versichert mir, dass ich mir dieses bloss einbilde.
und ich idiot glaube dieser hexe anfangs!!!!
dann kommt sie mit verstärkung wieder und wechselt mein vom hirnwasser nasses kopfkissen aus... HEXE!!!
kurze zeit später kommt noch jemand den verband wechseln.
dann sah ich wieder fein trocken aus.
als ich nach viel angst mit mühen wieder eingeschlafen war, weckte mich die hexe. sie hatte zwei hilfssadisten dabei und hielt es für dringend, mein bett in ordnung zu bringen.
ich sollte mehr am kopfende liegen und mein laken glatt gezogen werden. ich bin mir sicher, dass die drei ebensowenig wie ich wussten, ob ich bewegt werden durfte. den schmerzen, die ich dabei hatte nach zu urteilen, durfte ich auf gar keinen fall bewegt werden. mein überleben beweisst wohl das gegenteil.
wie ich eben bereits andeutete, haben mich die drei hexen dann gepackt und unter grossen schmerzen meinerseits weiter ans kopfende befördert. im anschluss daran haben alle gemeinsam an meinem laken geruckelt und gezogen.
es gibt nur wenige sachen, auf die ich privat weniger wert lege, als auf frische und ordentliche bettwäsche - ich hatte schmerzen und war bis zum anschlag gereizt.
ich hätte jetzt gern die weiter oben angesprochenen schusswaffen gehabt.
hatte ich aber nicht.
liebe schwestern! wenn ihr das hier liest und euch wiedererkennt, dann seit ihr verflucht!!!
hexe! hexe! hexe!

Donnerstag, 23. Oktober 2008

OP

heute morgen haben sie mich abgeholt - das ist nicht nur das ende des noch nicht geschriebenen berichtes über mein leben im deutschen widerstand, sondern auch der erste satz des in creation befindlichen berichts über meine zweite hirn op. heute morgen haben sie mich also abgeholt. ich wurde mit meinem bett durch die flure geschoben - sehr bequem. dabei hab ich ganz tolle automatik-türen kennengelernt. ich selbst wäre nicht auf die idee gekomen, sie so zu nennen, aber es stand in gossen roten lettern auf ihnen drauf. was heisst noch gleich 'automatik' übersetzt?? na ja - man brauchte nur einen schalter betätigen und die türen öffneten sich. high-tech!!
ist vielleicht jemand von euch aufkleber-fabrikant? ich benötige für meine wohnung noch etwa 10 'automatik-licht'-aufkleber und 85 'vorsicht stufe'-schilder.
dann war ich igendwann bei den an - ähh - betäubenden ärzten.
es beruhigte mich sogleich ungemein, als ich von einem offenssichtlich führendem mitglied der betäubenden zunft mit 'admiralo zuselWusel?' begrüsst wurde. ich bereinigte die situation mit einem nur sehr begrenzt schüchternem 'NEIN!!!!' und überprüfte meine beschriftung am rechten arm. 'Zanahoria'. prima! wenn sie mich nicht mit einer arm-amputation verwechseln, kann nichts schief gehen.
jetzt konnte ich beruhigt etwas automatik-schlafen.

Mittwoch, 22. Oktober 2008

duschen zu zweit

heut durfte ich duschen. musste sogar! morgen früh soll ich operiert werden - das ist etwas feierliches - da waschen sich alle vorher. weil ich selbst nicht über ausreichende kompetenz und fitness verfüge, bekomme ich eine dusch-assistentin. dass man sich diese nicht selber aussuchen darf, erscheint mir egal, als ich mitbekomme, dass man sich ohnehin nicht gegenseitig wäscht - nur ich soll vorsichtig gesäubert werden. wenn ich vorher im leben nicht allein duschte, war die stimmung immer eine andere. schlecht war es nicht. sehr bequem - ich beginne langsam damit, mich aufs alter zu freuen.

Dienstag, 21. Oktober 2008

laufsport

seit ich einen plastikschlauch im rücken habe, durch den mein nervenwasser abläuft, drainiere ich täglich.

Sonntag, 19. Oktober 2008

das riecht nach guano

da ein grossteil des gremiums erkrankt war, hat sich die diesjährige wahl zum vogel des jahres etwas verspätet.
ins leben gerufen wurde diese aktion von ein paar wehrhaften menschen, die sich nicht mehr dem diktat des nabu beugen wollten, nachdem dieser ein totales arschloch zum vogel des jahres 2008 ernannt hatte. mehr>>>
jüngst war also im nachhinein der vogel des jahres 2007 zu wählen, was nun heute nachgeholt werden soll. der nabu hat den eisvogel für 2009 bestimmt - vieleicht gar nicht verkehrt, weil der eisvogel gern auf ästen dicht über der wasseroberfläche sitzt - und falls der meeresspiegel tatsächlich anstiege, ertränken all die armen dinger. andererseits hatte der nabu bereits vor 36 jahren den eisvogel zum jahresvogel bestimmt. das riecht verdammt nach guano - das geht doch nicht mit rechten dingen zu! der eisvogel hat sich hochgeschlafen ist noch die mildeste beschimpfung, die mir hierzu einfällt.
gerade auch weil ja der eisvogel bereits 2007 mein vogel des jahres war.
der nabu hat also bloss meine entscheidung kopiert.

hier die historie:

vogel des jahres 2006: huhn
unvogel des jahres 2006: neuntöter

hier die aktuellen wahlergebnisse:

vogel des jahres 2007: eisvogel
unvogel des jahres 2007: kuckuck

Freitag, 17. Oktober 2008

schmerz

ich habe einen kleinen plastikschlauch in meine wirbelsäule geschoben bekommen. das ist sehr sehr schmerzaft, aber ich wurde betäubt, was sehr schmerzhaft war und weil es trotz betäubung sehr schmerzhaft bleibt, den schlauch zu empfangen, durfte ich die hand einer schwester drücken. davon habe ich so gnadenlos gebrauch gemacht, dass die schwester irgendwann sagte: 'herr doktor, beeilen sie sich! der herr [zanahoria] hat sehr viel kraft!'
das tat unglaublich gut, die hand zu drücken. ich hätte sie bestimmt auch gequetscht so fest ich kann, wenn ich keine schmerzen gehabt hätte. aber wann wird man schonmal eingeladen, jemandem wehzutun?
findet ihr mich jetzt auch so unsymphatisch, wie ich mich?

Mittwoch, 15. Oktober 2008

nichts gutes im sinn

heute gabs das ergebnis meiner biopsie. die wollten ja damit testen, ob der tumor in meinem kopf gutartg oder bösartig ist. es hat allerdings ganz den anschein, als wären sie auf eine dritte antwort gestossen: 'der tumor hat nichts gutes im sinn'. komisch vorher haben die ärzte immer gutartig oder bösartig sagen können. mann ist der verkrampft. wenn ich ihn wiedersehe frage ich ihn mal, ob er mal 'adolf hitler' sagen kann - bin gespannt, wie er das umschreibt.
na ja, ich hab im zarten alter von sechs jahren mal krebs besiegt - da war ich von meiner tante ein paar tage an die nordsee eingeladen und habe am strand gespielt.
na, aber nun mal im ernst: ich hab da echt keinen bock drauf! ich weiss auch nicht was ich machen soll. soll ich alles verpfänden und verkaufen und euch alle anschnorren und ein letztes halbes jahr in mittelamerika von nutten und koks leben? genug spanisch um das zu bestellen könnt ich. aber wenn ich dann überlebe, muss ich euch das ja zurückzahlen. wenn ich hier bleibe und mich behandeln lasse, sterbe und noch genug geld für mittelamerika, nutten und koks habe, ist das auch ärgerlich. und bei diesen gedankenspielen völlig unberücksichtigt bleibt dabei ja auch die möglichkeit, dass nutten und koks nicht der sinn des lebens sind. ich könnt noch bei ein paar göttern anheuern, kenne aber keinen netten. ein buch wollt ich eigentlich schon immer mal schreiben. mach ich auch noch - keine angst - es wird nur immer dünner.
passt gut auf euch auf und achtet immer fein drauf, dass die sachen, die ihr grad macht, wichtig genug sind um überhaupt gemacht zu werden.

Dienstag, 14. Oktober 2008

schilder auf dem krankenhausflur

heute hatte ich wieder viel spass mit schildern. auf dem krankenhausflur begegnete mir ein bitte-nicht-rauchen-schild. oh nein, ich muss mich korrigieren ein schild mit einer rot durchgestrichenen brennenden ziehgarette darauf ist vermutlich ein rauchen-verboten-schild. also ich begegnete diesem rauchen-verboten-schild und es löste heiterkeit in mir aus - nicht das schild allein, sondern vielmehr die gesamtsituation in der sich das schild befand. es hängt hier in dieem absoluten nichtrauchergebäude an der gleichen tür auf der auch ein blaues schild zu finden ist, auf dem in weisser schrift 'dusche' steht.
ich hätte ein rauchen nicht möglich schild für angebracht gehalten.

Montag, 13. Oktober 2008

raus aus der intensiv

endlich frei. raus aus der intensivstation. ich darf selber entscheiden wie und wo ich z.b. urin ablasse. einige wies und wos davon sind zwar verboten oder unerwünscht oder gesellschaftlich geächtet, aber ich will ja nichts weiter als die herstellung von normalität.
ich kann auf den flur gehen und mir kaffee oder wasser oder auch - wenn ich mag - kaffee und wasser selber holen. in meinem hemdchen und barfuss mache ich mich auf den weg in die freiheit richtung kaffee. gerade hatte ich 30cm flur für mich gewonnen, stoppt mich eine freundlichkeitsoffensive: 'herr [zanahoria], das nächste, was sie sich besorgen, sind schuhe!'
'brauch ich hier welche?'
'wenn sie den gang entlanggehen und dann fallen sie um - GENAU AUF DEN KOPF!....'
'und wenn man schuhe anhat ist das weniger schlimm auf den kopf zu fallen??'
'nein! man fällt mit schuhen nicht so leicht hin.'
ich bezweifle, zwar, dass sie recht hat, aber ich pflichte ihr bei und verspreche, mir schuhe zu besorgen.
es tat mir leid, dass meine nachfrage, ob ein sturz auf den kopf mit schuen weniger schlimm sei ihr wie eine verarschung vorgekommen sein musste...

Freitag, 10. Oktober 2008

beim augenarzt

heut war ich beim augenarzt. ich nenne sie nicht so, weil ich streit suche, oder immer gern unkorrekt bin, sondern weil ich damit sprachlich verdeutlichen will, dass sie genausogut ist wie ein mann. es gibt viele weibliche augenärzte. die, bei der ich zuerst war, war auch ganz offensichtlich eine frau. aber wie viele frauen hatte sie keine zeit für mich und hat mich weggeschickt. ein jammer, dass ausgerechnet diese diesen job hat - es ist einfach verschwendung, zu so dieser ärztin zu gehen, und nicht 100% sehkraft zu haben.
ich bin dann zu einem anderen augenarzt, der auch eine frau war. dort musste ich lange warten, aber das beruhte ja auf gegenseitigkeit - sie hat ja auch lange warten müssen, bis sie mich behandeln durfte. sie hatte nur den sinnvolleren zeitvertreib. dann war ich dran und durfte ich in einen kleinen fernseher schauen und buchstaben sehen.
'können sie dies buchstaben lesen?'
'ja!'
das hat auch gereicht. die buchstaben wurden von mal zu mal kleiner irgendwann fingen die auch an, ganz fiese zu zittern. und immer:
'können sie die buchstaben lesen?'
'ja'
und dann weiter.
irgendwann - da waren die schon klein wie espenlaub und haben gezittert wie stecknadelköpfe, da wollte sie dann doch mal einen beweis haben, und ich musste ihr vorlesen. keine ahnung, ob ich das richtig gemacht habe, beschwert hat sie sich jedenfalls nicht nicht.
schöner spruch falls ich so einen test nochmal machen muss: 'bei mir hat sich noch keine beschwert!' und dazu am tränensack kratzen.
dann musste ich in ein kleines rohr schauen, und plötzlich pustet mir das voll ins auge - ich glaub nicht, dass diese maschine einen medizinischen zweck erfüllt. die hat sich doch sichtlich gefreut, als ich mich erschreckte. sicher zeichnen sie das auf video auf und zeigen das intern auf der weihnachtsfeier.
dann hat der arzt, von einer schwester, die ich auch nicht bruder nennen würde, wenn sie ein mann wäre, eine gesichtsfelduntersuchung bei mir machen lassen. damit untersuchen die, wie weit man nach links, rechts, oben und unten schauen kann, wenn man die augen geradeaus nach vorn richtet. man steckt seinen kopf in eine grosse satelitenempfangsschüssel und muss auf einen schwarzen punkt in ihrer mitte schauen. man wird dann aufgefordert, bescheid zu sagen, sobald man den kleinen lichtpunkt sieht. ich habe mich also total auf den schwarzen punkt konzentriert und auf den lichtpunkt gewartet.
'sehen sie ihn?'
'nein!'
'sehen sie ihn jetzt?'
'nein'
'noch immer nicht?'
'wie sieht er denn aus?'
'na, hell - wie ein lichtpunkt eben'
'ach da! der erscheint ja gar nicht auf dem schwarzen!'
'nee, der erscheint aussen!'
mann, die muss mich für blind gehalten haben. aber ich wusste ja auch zu dem zeitpunkt weder, was da untersucht wird, noch wie die untersuchung heisst. sonst hätt ich ja geahnt, wie der lichthase läuft. dann sah ich den lichtpunkt. wenn ich dann bescheid sagte, dass ich ihn entdeckt hätte, verschwand er und die maschine fing an, zu summen. immer wenn die maschine mit summen fertig war, erschien der gleiche lichtpunkt im uhrzeigersinn um 20° versetzt ganz aussen und wanderte dann nach innen. immer schön der reihe nach, immer im uhrzeigersinn. dann ging es immer sehr schnell. wenn euch also mal jemand erzählt, dass er sein gesichtfeld hat untersuchen lassen und das ergebnis wär er hätte wohl ein eingeschränktes solches, dann ist der wahrscheinlich bloss blöde.
klar ist die diagnose besser, wenn man ehrlich ist und nicht ein bisschen schummelt, aber man hat doch auch einen gewissen ehrgeiz. ich hab immer dorthin geschaut, wo gleich der nächste punkt erscheint, und dann schnell bescheid gesagt und wieder auf den schwarzen punkt geblickt, damit keiner was merkt.
tja, und dann hat mein augenarzt mich inständig gebeten, ins klinikum zu fahren und dort eine bestimmte ärztin aufzusuchen, mit der sie bereits telephoniert hätte. diese ärztin nenne ich nicht arzt, weil so lieb wie die kann nur eine frau sein. mein augenarzt bat mich auch einen verschlossenen brief an diese ärztin mitzunehmen und empfahl mir dringend, mich sofort auf den weg zu machen. und ich solle sie gleich morgen anrufen, und erzählen, was war.
das kommt einem dann schon eigenartig vor, aber ich habe mir verkniffen, nachzufragen, was sie denkt, was ich habe.
auch merkwürdig fand ich, dass eine schwester in der klinik, der ich meine unterlagen übergab, mich mit den worten 'oh gott oh gott - sie sind der junge mann, den die augenärztin zu uns geschickt hat?' begrüsste. 'dann kommen sie mal gleich mit.'
jetzt sitze ich hier mit der ersten kanüle meines lebens in der hand und warte auf meine blutwerte. wenn ich damit fertig bin, kann ich beginnen, auf das kontrastmittel-ct zu warten.
ich hoffe ja, dass das nicht die letzte kanüle meines lebens sein wird.
ich war immer grosser fan von 'live fast, love hard, die young' - allerdings hat sich die definition von young mit den jahren immer mehr gewandelt.
neben mir wartet ein pärchen. er erzählt ihr, dass er schon seit drei stunden auf den arzt wartet und sie sagt: 'seit DREI stunden!? studiert der noch??' herrlich! ich hab mich schlapp gelacht. schön, dass hier alle nett und lustig sind, so bin auch ich in einer echt guten stimmung und werde bestimmt viele sachen heute das erste mal im leben machen. ich freue mich darauf (ich idiot).
ct darf ich zum beispiel mitmachen. prima, endlich koste ich meiner krankenkasse auch mal was. mit und ohne kontrastmittel. zuerst ohne. nach dem ersten ct kam eine männliche ärztin zu mir und sagte, dass ich zuviel nervenwasser im kopf hätte. ich würde auf jeden fall stationär aufgenommen werden. und man würde nach dem kontrastmittel ct, dass man gleich machen würde, genaueres wissen. das kontrastmittel hat dann auch angeschlagen und einen kleinen bereich in meinem hirn markiert. wenn man zum ersten mal bilder seines eigenen hirns sieht, begeistert das sehr und macht die tatsache das gerade ein arzt erzählt, man habe hier einen tumor viel leichter zu ertragen. dann wurde mir auch noch erklärt, dass ich eine tickende zeitbombe bin. ICH? eine tickende zeitbombe? ein selbstmordattentäter vielleicht? ich hab doch noch nichtmal eine religion oder irgendwelche ideale...
obwohl ich vier oder fünf wochen mein normales leben mit den kopfschmerzen gelebt hatte, sollte ich jetzt auf eine station, wo ständige überwachung gewährleistet sei. zum innenminister? liegt der auch hier? nein, damit waren bloss die ganzen maschinen gemeint, die sie an mich angeschlossen haben und dass einmal in der stunde jemand mit einer kleinen taschenlampe zu mir kommt und mir in die augen leuchtet und die grösse meiner pupillen vergleicht und mich fragt ob ich im moment gerade kopfschmerzen habe, und wie es mir sonst so geht.
ich soll auf die intensivstation. 'setzen sie sich mal hier hin und ich sag dann bescheid, wenns losgeht.' sagt eine irgendjemandin zu mir - also setze ich mich. irgendwann sagt dann die gleiche irgendjemandin zu mir, dass es losgehen könne. ich schultere meine tasche, lege mir meine jacke über den arm und folge ihr zu meinem arzt - der grinst mich breit an und sagt zu mir: 'nee, setzen sie sich mal wieder. ich kann sie unmöglich GEHEND auf der intensivstation abgeben.' also bekomme ich ein bett, ein hemdchen und eine tüte für meine privaten sachen. ich entkleide mich, schlüpfe in das hemdchen, stopfe meine sachen in die tüte und bette mich. dann stehe ich noch einige zeit fahrbereit herum und warte. dann begann die fahrt. ich hatte eine steuermännin und einen antriebsmann. auf dem weg in die intensivstation begegneten wir immer wieder kleinen herden medizinischen personals, die dann immer soetwas sagten wie 'in die intensiv ohne bettgitter?' oder 'richtung intensiv ohne monitor?' bettgitter wurden auch tatsächlich nachgerüstet den monitor bakam ich dann in der intensivstation. ich wurde überall verkabelt und dann erzählte mir dieser kleine fernseher alles wissenswerte über meine lebensfunktionen. das fand ich wirklich spannend. gern habe ich damit herumgespielt, z.b. die luft angehalten, um zu sehen, was dann passiert. ich wollt auch auf einmal dringend sex haben und mir dabei die kurven anschauen - aber mit wem? die dokumentation über den krankenhausalltag, die ich mal gesehen habe scheint in einem anderen krankenhaus gedreht worden zu sein. hätte mir gleich auffallen müssen - die uniformen hier glänzen gar nicht so und sind viel weiter geschnitten als in der doku. dann bleibt nur noch sex mit mir selber - aber so richtig in stimmung bin ich nicht. ich merk mir das einfach mal für später.
jetzt steht eh erstmal ein kleines rudel mediziner um mich herum. das alphatierchen des rudels fragt mich, ob ich durst habe, was ich bejae, da ich seit meiner ankunft hier vor sieben stunden keinen tropfen trinken durfte und mein mund von meinem humor schon ganz trocken geworden war. daraufhin greift sie sich einen beutel und schliesst ihn an den externen zugang zu meinem blutkreislauf an. wirklich sehr lustig frau doktor. ich glaube, ärzte brauchen immer ihren auftrittsgag.
falls sie, lieber leser zufällig arzt sind, vermittele ich ihnen gern fähige autoren, die sie zum stations-originellsten arzt machen. nach dem auftrittsgag und dem anschliessen des tropfs wird über mich referiert ich flechte hier und da mal einen witz oder wortspiel in alphaärztchens vortrag ein, der sonst zu langweilig geworden wäre. ein bisschen zu denken gibt mir, dass er mein geburtsjahr in einer art und weise betont wie man es aus zeitungen kennt, wo dann steht: 'unerwartet und viel zu früh ging unsere liebe ururoma von uns'. aber egal - aus irgendwelchen gründen war ich in absoluter hochstimmung. eine weibliche medizinpersonaleinheit sagte noch zu mir, wie schön es wäre, dass ich nun hier bin, weil die meissten ihrer patienten auf dieser station ja gar nicht reden könnten.
später wird sie sich noch um aufnahme und verschluss meiner wertsachen kümmern und mich dabei fragen, ob ich anderen personen ausser mir selbst den zugriff auf diese wertsachen gestatten möchte. ich werde sie daraufhin fragen, ob sie interesse daran hätte, zugriff auf meine wertsachen zu haben und sie wird dies verneinen. puhh, das wird ja gerade nochmal gut gegangen sein, werde ich dann denken.
während sie diesen satz lesen passiert all dies, was ich eben in der zukunftsform beschrieb.
so, jetzt bin ich bereit etwas zu schlafen.
das wird ganz schön langweilig werden hier im krankenhaus. manchmal halte ich die luft an oder fange an zu hecheln und betrachte die körperfunktionskurven auf meinem monitor. das wird hier so richtig langweilig werden - kein alkohol ausser zur desinfektion, nicht selber gehen und infolgedessen keinen taback rauchen. das beste wird sein, wenn ich anfange ein buch zu schreiben. was haltet ihr von dem titel 'trockenDock'?

Donnerstag, 9. Oktober 2008

runde ecken

kennt ihr eigentlich koans, oder wisst ihr, wie man ein 'o' mit einer art '~' darüber schreibt? ein koan ist, wie für einige sudoku, ein fernöstliches rätsel ohne antwort. der wohl bekannteste koan ist die frage nach dem geräusch einer einzigen hand die klatscht.
gestern habe ich einen koan auf der strasse gefunden. an einem runden laternenpfahl war einer dieser kleinen werbezettel angebracht. auf dem stand: 'yoga um die ecke'

Montag, 6. Oktober 2008

ich helfe gern

manchmal ist es höchst spannend, zu schauen, wie einige leser auf diese seite kommen. nicht nur, dass ich anscheinend ein top-suchergebnis zu 'raketentechnik' zu sein scheine, nein auch nach 'geschlechtsbestimmung bei vögeln' wird gesucht und gefunden.
an dieser stelle aber dann doch ein hinweis in eigener sache an die user, die mich über die suchbegriffe 'im taxi vögeln' und 'ich lasse mich vor den arbeitskollegen von einen mann ficken' finden: meine mailadresse steht unten auf der seite - also wenn ihr tatsächlich danach sucht, kann ich vielleicht helfen.