Mittwoch, 30. September 2009

heimweh

mein onkologe hat mir antibiotika gegen kratzen im hals gegeben. die nehm ich nun und warte auf besserung.
das kratzen im hals hat nämlich mit einer portion fieber einen begleiter gefunden.
gerade habe ich in der klinik angerufen, um meine chemo abzusagen.
mein lieblingsarzt war am telephon - das ist hart.
ich wische mir jetzt die augen wieder trocken und kuschel mich unter die warme decke.

Montag, 28. September 2009

mostly harmless

ich habe da seit dem wochenende dieses kratzen im hals. besser ich achte auf die signale meines körpers, und lass das mal untersuchen. mein onkologe hat urlaub - dann gehe ich am besten gleich in die klinik. meine 'heimatstation' schickt mich in die notaufnahme. dort melde ich mich an, sitze und warte. genau in dieser reihenfolge. nur gut, dass ich parallel sitzen und warten kann. dann bekomme ich einen untersuchungsraum zugewiesen. dort bereitet mir eine schwester eine liege, und fragt, warum ich hier wäre. ich antworte brav, woraufhin sie beim laken auf liege legen anfängt, zu erzählen, dass sie ja hier viele alte leute hätten, bei denen man sagen könne: 'nun, gut, die haben ihr leben gelebt. und wie furchtbar das wäre, einen so jungen mann hier zu haben.'
geduldig höre ich mir an, wie schlimm das sei, diesen alltag mit nach hause zu nehmen.
arme schwester.
irgendwann ist das laken fertig. die schwester vermutlich auch, und zwar weil ich nöch mein halbes leben vor mir hätte.
da habe ich jetzt, ohne etwas grosses geleistet zu haben, einen 1A nachruf auf mein ach so junges leben.
ich liege und warte auf die versprochene ärztin.
die frau auf der anderen seite des vorhangs wird von ihrem arzt gefragt, welches jah und welchen monat wir hätten. dezember 1956 war die antwort. ich merke mir die antwort, um nichts falsch zu machen, wenn ich gefragt werde. jahreszahlen zu merken war noch nie meine sache. um die spannung zu lösen: mich wird keiner fragen.
dafür machen sie eine menge blutuntersuchungen. erst die erste, dann aufs ergebnis warten, dann noch eine.
meine ärztin, auf die ich immer warten muss ist goldig und hat drei vornamen. einer davon ist 'bele' eine kurzform von beate-elisabeth erklärt sie bereitwillig.
und nach sechs stunden schon bin ich gründlich untersucht. ich verheimliche der ärztin bei der verabschiedung nicht, dass ich dachte, sie wolle mich erst entlassen, wenn sie dienstschluss hat. woraufhin man dann gemeinsame unternehmungen zu planen imstande wär.
mach sechs stunden klinikaufenthalt durfte ich dann gehen.
ach ja: ich bin recht gesund.
das kratzen im hals wurde mir als eine art harmloses krazen im hals beschrieben.

Freitag, 25. September 2009

pudding

ich hatte das wissen, wo man diese leckeren portugiesischen puddingtörtchen kauft, schon fast als verlorenes wissen abgeschrieben. heute schrie jemand in meinem kopf: 'Pastel de Nata!!' und ich hatte den laden auf grosse entfernung wiedergefunden.
juhuuu!
jetzt weiss ich, wie ich bis zur nächsten chemo zunehmen kann.

körperschmuck

Mittwoch, 23. September 2009

tragischer unfall im supermarkt

komme gerade vom einkaufen zurück. das war extrem anstrengend. nicht allein der anderen menschen wegen, nein, weil ein blödes kind mit seinem fahrrad durch die gänge fahren durfte.
das arme kind konnte sicher nichts dafür, dass ich ihm einen tödlichen unfall mit einem regal gewünscht habe, es wurde eben falsch erzogen. der meinung war auch die ältere dame, der das kind beinahe einen fuss voller zehen abgefahren hätte.

man sah es an ihrem blick, der mich traf, weil ich der einzige erwachsene in der nähe des kindes war.
schnell zur kasse, bevor ich dem kind noch etwas antue.
mir gingen viele wege durch den kopf, wie man es nach einem unfall hätte aussehen lassen können.

Dienstag, 15. September 2009

immer zweimal mehr wie du

ich kaufe eigentlich prinzipiell keine 'to go'-produkte. obwohl ich gern mal einen 'kaffee zum mitnehmen' trinke, verweigere ich mich beim trinken eines 'coffee to go'.
bei cocktails ist das etwas anderes. cocktail to go geht. hiesse er hahnenschwanz, sähe das anders aus. auf dem heimweg habe ich mir einen mojito-to-go anfertigen lassen. der mann hinter der limette erzählte mir von seinem karpaltunnel-syndrom.
ich habe mich noch kurz gefragt, ob das jetzt passend ist, aber wenn man einmal porsche fährt, muss man damit auch angeben. alles andere ergibt keinen sinn.
da hab ich von der chemo erzählt.
spiel, satz und sieg capitano!

Montag, 14. September 2009

ober-trapper

ich war heute mal wieder etwas essen. draussen sitzend empfing ich die speise, die ich bestellt hatte. da mein sehr zuckerhaltiges imperialistisches kaltgetränk fast leer war, bestellte ich ein neues. als der kellner dieses brachte, unterbrach er sich selber beim abräumen des leeren glases, stellte es auf meinem tisch weit von mir weg, und mutmasste, dass in der kleinen getränkepfütze am boden des glases wespen ertrinken könnten. so liess er dann das glas auf dem tisch stehen.
wir haben aber, wen wundert's, kein einziges tier gefangen oder gar getötet.
die speise, die ich mir mit drei schwarz-gelben piloten teilte, war recht lecker.

Donnerstag, 10. September 2009

kapitalismus gescheitert

Mittwoch, 9. September 2009

sauerkraut

wer, wie viele menschen der heutigen zeit unter vorurteilsmangel leidet, muss sich etwas überlegen. wie wär es mal mit vorurteilen über deutsche? wenn man selber deutscher ist, muss das ja erlaubt sein und man eckt wenig an.

Freitag, 4. September 2009

wahl-o-mat

ich verstehe die welt nicht mehr. gerade testete ich mich im wahl-o-mat und musste mir bescheinigen lassen, dass in der übereinstimmung der meinungen die npd den fünften platz belegt. das ist einen platz besser als die spd und einen schlechter als cdu/csu.
vielleicht, weil ich so viele haare verloren habe, und die mir ein stück hirn herausgeschnitten haben.
ansonsten hat die maschine recht gut meine eigentliche wahlabsicht, die selbstverständlich geheim ist, ermittelt.

Dienstag, 1. September 2009

zanderfilet

heute bin ich stundenlang durch die strassen in der nähe meiner wohnung gewandelt, weil ich etwas schmackhaftes zu essen suchte. des suchens müde fand ich mich dann vor meinem stammlokal wieder.
du kannst unmöglich so phantasielos sein, warf ich mir vor, und suchte darum einfach ein benachbartes lokal aus.
darf es eine karte sein? fragte die bedienung.
ja, sehr gern und eine grosse und eiskalte cola bitte.
die bedienung bestätigte, meinen wunsch empfangen zu haben, und war kurze zeit später mit einer speisekarte wieder an meinem tisch, und fragte, ob es denn schon etwas zu trinken sein dürfe.
ich wollte am liebsten schreien, blieb aber ruhig und bestellte - aufmerksame dürften es vermuten - eine cola mit eis.
mit fester überzeugung, kein grosses los mit der bedienung gezogen zu haben, wählte ich aus der karte zander-filet. mein erster fisch seit erkrankung. mutig, mutig, dachte ich bei mir und klopfte mir auf die schulter.
es ist ein wenig wie lotto zu spielen - der fisch kann, während ich in chemo bin, nach allem möglichem schmecken.
ich bestellte ihn dennoch, und war gespannt.
cola und fisch wurden mir gebracht.
ich konnte das fischfilet sogar sehr gut essen. er war lecker und hat - oh wunder - tatsächlich nach fisch geschmeckt. nur das breiartige grüne zeug war nicht so gut. da bestätigt sich wieder die alte regel:
filet köche verderben den brei.
ich habe, weil ich mengenmässig beim essen noch immer limitiert bin, mein essen, dass noch mindestens zur hälfte auf dem teller lag, abräumen lassen.
selbstverständlich wurde schockiert gefragt, ob es denn nicht geschmeckt habe. 'ich bin krank' entschuldigte ich mich. ich bekam sofort einen tee angeboten, was die bedienung ein paar symphatiestufen ansteigen liess.
ich sagte, dass auch ein sehr guter erkältungstee mir wenig beim ertragen meiner chemoTherapie helfe.
'oh, darf ich fragen, aufgrund welcher erkrankung sie die chemo bekommen? ich bin medizinstudentin.'

na ja, jetzt hab ich schon eine verabredung zum eisessen für die nächste chemo.
gut, dass mein tumor so selten ist - 'ich finde dich anhand der diagnose' sagte sie dann noch.