Sonntag, 30. September 2007

mein brieffreund bem ministerium VII

jetzt schreibt mir auf einmal der chef vom [xxx]
ich lese aus dieser mail ein angebot an mich heraus, sich in seiner freizeit mit mir zu treffen.
mir wird das unheimlich und ich antworte lieber nicht hierauf:

Sehr geehrter Herr [capitano zanahoria],


gerne versichere ich Ihnen, dass Hptm [xxx] sich bester Gesundheit erfreut.

Leider sehen wir uns nicht in der Lage, den ach so erquicklichen, mit Zynismus, Sarkasmus und kaberettreifen Formulierungen gewürzten Bürgerdialog, fortzusetzen. Bitte sehen Sie uns nach, dass wir uns bei der Unzahl "brieffreundschaftswilliger Bürger" auf die Beantwortung von Fragen spezialisiert haben und dieses auch ohne weiteres ernsthaft und mit gutem Erfolg tun.

Sie wissen doch: "Wissen ist Macht!" Davon geben wir gerne ab. Das Humoreske verschieben wir aber lieber in die Freizeit.

Mit freundlichen Grüßen

[yyy]
Oberstleutnant

Mittwoch, 26. September 2007

mein brieffreund bem ministerium VI

jetzt hat er mir schon seit tagen nicht mehr geschrieben. ich beginne, mir sorgen zu machen:

sehr geehrter herr [xxx],

möglicherweise vertrete ich zu radikale ansichten, die sie nicht teilen, oder zumindest während der ausübung ihres berufes nicht teilen dürfen.
möglicherweise bin ich ihnen, durch die ansprache mit ihrem vornamen zunahe getreten.
beides kann ich sehr gut verstehen.
ich kann sehr gut verstehen, wenn sie unsere brieffreundschaft nicht weiter aufrecht erhalten wollen, und möchte sie wissen lassen, dass ich deswegen niemals groll gegen sie hegen werde.

nur ist mir etwas unwohl dabei, so plötzlich kein lebenszeichen von ihnen mehr zu bekommen - gerade weil sie mir bisher immer so schnell und freundlich antworteten.
nun, wie sie oft erwähnten, kann niemand genau sagen, wann und wo die terroristen wieder zuschlagen, und dass deutschland ein ziel von anschlägen und terror sei.
ein mann wie sie ist sicher noch gefährdeter als ich.
na ja, und ich kann halt mir meinen reim auf so einige sachen machen.
erst warnen sie mich, und dann sind sie auf einmal wie vom erdboden verschluckt.
ich würde mich nicht als ängstliche person bezeichnen, aber ich mache mir sorgen um sie!
entführt, verschleppt, ermordet - sie können sich nicht vorstellen, was mir so alles durch den kopf geht, wenn ich so an sie denke.

ich will es kurz machen, und möchte sie hiermit bitten, mir ein kurzes lebenszeichen zu geben, damit ich nachts wieder schlafen kann.
vielleicht mit einer aktuellen schlagzeile aus der tagespresse, damit ich weiss, dass die mail aktuell ist, und nicht terroristen eine von ihnen vor einiger zeit vorbereitete mail in ihrem namen versenden.

dafür ihnen auf die nerven gegangen oder zunahe getreten zu sein, möchte ich mich (für den fall dass es an dem ist) nocheinmal aus tiefstem herzen entschuldigen.

sollten sie sich tatsächlich in der hand von entführern befinden, bauen sie bitte in der anrede einen schreibfehler in meinen nachnamen ein - das ist das geheime zeichen.
ich werde in diesem fall alles nötige in die wege leiten, um sie zu befreien.


[capitano zanahoria]

Freitag, 21. September 2007

mein brieffreund bem ministerium V

jetzt starte ich die grosse freundschaftsoffensive:

sehr geehrter herr [xxx],
(ich kann mich fast nicht mehr zurückhalten, 'lieber [vorname],' zu schreiben, sehe aber ein, das das wenig angebracht ist.)

ich danke für ihre entschuldigung, und muss zugeben, nicht halb so gekränkt von der falschen anrede gewesen zu sein, wie ich vorgab.

ja, sie haben recht das thema ist hochemotional, darum würde ich dem verteidigungsminister empfehlen, im notfall einfach das flugzeug aus der luft holen zu lassen, ihm aber dringend abraten, dieses vorher öffentlich kundzutun - eben auch weil es dem deutschen recht wiederspricht.
ich könnte ihnen jetzt auch erzählen, was ich tun würde, wenn sie meine frau unsittlich berühren, oder schlecht über meine mutti reden. aber auch das, was ich dann täte, widerspricht deutschem recht.
und obwohl das tagtäglich in deutschland passiert, und die gefahr real und nicht von der hand zu weisen ist, erzähle ich ihnen nicht, was ich dann mit ihnen tun würde.
zum einen, weil ich dann zu recht von ihnen als unangenehme person empfunden werden würde, und zum anderen, weil es keinen sinn ergibt, ein verbrechen, dass ich unter bestimmten, zur zeit aber nicht gegebenen umständen, begehen würde, auch noch anzukündigen.

ihr dienstherr hätte besser daran getan, zu sagen 'wenn ich mal bettelarm bin und starken hunger habe, würde ich einen apfel klauen'
oder, nein, doch nicht!
ja, es ist auch ethisch und moralisch zu hinterfragen, ob es in einem rechtsstaat eine regelung für einen solchen fall geben kann. ein nein als antwort ist schnell gefunden und ausgemacht - und richtig.
vielleicht sollte man dann aber den rechtsstaat hinterfragen!

sie fragen, ob derjenige, der mit dem ziel möglichst viele menschen zu töten, ein flugzeug kapert,
oder ein politiker der über handlungsoptionen für diesen fall nachdenkt, unmenschlich ist.
nun diese frage ist drollig.
zum einen, weil ich nie behauptet habe, dr. jung wäre umnenschlich,
und zum anderen weil die frage sowas von bescheuert rethorisch ist, und darauf abzielt beim gedankenlosen lesen einen tieferen sinn zu ergeben.
und weil diese frage nicht die option beleuchtet, dass ein mensch - auch in einer demokratie und auch ein minister - nachdenkt, ohne zu reden.
(helmut schmidt hat damals auch nicht gesagt: 'falls es 1962 zu einer verheerenden sturmflut kommt, werde ich wiederrechtlich die bundeswehr unter mein komando stellen und hunderte oder gar tausende von ertrinkenden retten, auch wenn dabei soldaten ums leben kommen könnten' nein, er hats einfach gemacht. sein erfolg machte ihn im nachhinein unangreifbar, auch wenn er widerrechtlich handelte.)

aber zur sache.
wenn es der rechtsstaat ist, der die arbeit der regierung so behindert, warum nicht abschaffen?
und nicht, dass sie mich erneut missverstehen - ich mein das ernst!
wenn man sich die geschichte der welt anschaut, haben es nur jene staaten in die top-ten geschafft,
die oligarchisch aufgebaut waren, menschen in klassen eingeteilt haben und sich sklaven gehalten haben. haben sie ne ahnung, was eine pyramide oder ein colosseum heute kosten würde??!
selbst, wenn man auf ausländische schwarzarbeiter zurückgreift und auf arbeitssicherheit pfeift, kommt man nicht an die traumhaften preise von einst heran.
wir stehen nun mal im globalen wettbewerb mit china zum beispiel oder russland und vielen anderen ländern in denen sklaverei inoffiziell schon längst wieder eingeführt wurde.
und was sollen wir mit der zunehmenden zahl von menschen machen, die nichtmal ein abitur schaffen.
und ich frage sie: ist jener ein unmensch, der menschen mit unzureichender finanzieller ausstattung mit billigtabackprodukten und tetrapackrotwein ihrer depression preisgibt, oder der, der wenigstens darüber nachdenkt ihnen als sklave arbeit und eine perspektive zu geben?

das bringt mich zurück zu meiner putzfrau.
sie hat keinen akademischen abschluss und spricht nur gebrochen deutsch - sie wär perfekt als sklavin.
ich habe auch kein problem damit, das würde nicht bedeuten, ich würd sie auspeitschen - obwohl auch das ein natürliches menschliches bedürfnis ist. sogar in der bundeswehr hat ja erniedrigung eine lange tradition.
ich werd nicht müde, zwischendurch zu erwähnen, dass das keine ironie ist!
was ist falsch dran??
einsatz der bundeswehr im inneren ist natürlich eine wichtige voraussetzung für die wiedereinführung der sklaverei. genau darum würd ich mit ihnen gern folgenden deal machen: ich stelle meine rethorischen fähigkeiten in den dienst der sache, künftig alles was fliegt abschiessen zu dürfen, und sie helfen mir bei der versklavung der bevölkerung (zuerst meiner putzfrau).

verdammt! jetzt tu ichs doch!
lieber [vorname], wir beide!
ein team!
wir könnten deutschland und die welt verändern!
lass es uns tun!

dein [capitano]

Donnerstag, 20. September 2007

mein brieffreund bem ministerium IV

mein brieffreund und ich kommen uns nun doch langsam näher.
er beginnt, auf meine mails einzugehen, und mich korrekt anzureden:

Sehr geehrter Herr [capitano zanahoria],

vielen Dank für Ihre Rückantwort. Leider ist mir ein kleiner Fauxpas in der
letzten E-Mail passiert, ich habe schlicht und ergreifend übersehen, Sie
korrekt anzuschreiben. Dafür entschuldige ich mich. I

In meiner Antwort habe ich versucht, ein hochemotionales Thema möglichst
sachlich zu handhaben. Dennoch kommen wir nicht umher, unterstelltes
Szenario als Realität anzuerkennen. Es entspringt nicht der Phantasie eines
Autors, sondern ist so geschehen. Niemand kann Ihnen sagen, ob es wieder
geschehen wird oder gar wo. Sicher ist nur, dass es in Deutschland keine
gesetzliche Regelung gibt, die rechtsstaatliche Handlungsoptionen zulässt.
Ethisch und moralisch ist zu hinterfragen, ob es überhaupt in so einem Fall
rechtsstaatliche Handlungsoptionen geben kann. Aber wer ist denn
unmenschlich? Ein Politiker, der der Frage nachgeht, welche
Handlungsoptionen haben wir in einem solchen Szenario oder derjenige, der
ein Flugzeug kapert mit dem Ziel, dieses in einem Gebiet gezielt zum
Absturz zu bringen um möglichst viele Menschen zu ermorden?

Das unterstellte Szenario entspringt nicht der Phantasie eines Autors,
sondern ist so geschehen! Somit steht die Frage im Raum, was machen wir,
wenn wir mit einem solchen Szenario wie dem 11.09.2001 konfrontiert werden?
Dabei ist es unerheblich, welches Gebäude das Ziel des terroristischen
Angriffs ist (bzgl. Ihrer Frage 2).

Ihre dritte Frage ist hingegen recht einfach zu beantworten. Wenn man in
der Lage ist, die Flugzeugentführer zu einer Kursänderung zu zwingen, kann
man Sie auch zur Landung zwingen. Folglich hat sich das mit einem möglichen
Abschuss erledigt.

Ihre Frage nach den persönlichen Daten beantworte ich Ihnen ebenfalls
gerne. Diese werden von uns nur zum beantworten Ihrer Frage/ Eingabe/
Anregung/ Dialog kurzfristig archiviert. Oftmals ist es der Fall, dass sich
ein Dialog entwickelt, da ist es hilfreich, auch noch einmal nachschlagen
zu können, was bereits geschrieben worden ist. Eine Weitergabe an Dritte
oder gar der Verkauf Ihrer Daten, ist uns weder gestattet, erlaubt oder
wird in irgendeiner Weise von uns betrieben. Ich hoffe, ich konnte Sie
dahingehend beruhigen.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

[xxx]
Hauptmann und Presseoffizier
Diplom-Kaufmann

Mittwoch, 19. September 2007

mein brieffreund bem ministerium III

nachdem die letzte mail so unzufriedenstellend war, versuch ichs einfach nochmal:

sehr geehrter herr [xxx],

selbstverständlich habe ich verständnis dafür, dass der herr minister seine
mails nicht alle selber beantwortet.
ich bin nicht zuletzt glücklich darüber, dass inteligente und hochbezahlte leute
ihre zeit nicht damit verschwenden.
das ist richtig und logisch, dass sie das tun.
und ich freue mich, in ihnen einen kompetenten brieffreund gefunden zu haben.

bedauerlich bis beleidigend finde ich allerdings die tatsache, dass sie mich mit "sehr geehrte" anreden.
dass ich nicht gedient habe, ist kein grund, mich zur frau ohne nachnamen zu degradieren.
nein, zivildienst hab ich auch nicht gemacht. gern wär ich bomberpilot oder presseoffizier geworden, aber sie
(und damit meine ich natürlich nicht sie persönlich) haben mich ja nicht gelassen.

nur zu gern würde ich ihnen mitteilen, dass ihre mail meine sorgen und nöte in luft aufgelöst hätte, und alle meine fragen beantwortete.
dem ist leider nicht so.
ich formuliere es mal diplomatisch und behaupte, es sei unser beider schuld.
meine, weil ich nicht die fragen gestellt habe, auf die sie in ihrer mail antworten
und ihre, weil sie nicht auf die tatsächlich gestellten fragen antworten.
was mich zu dem schluss bringt, dass sie meine mail gar nicht gelesen haben, während sie mir vorwerfen,
den richterspruch des bundesverfassungsgerichtes nicht richtig gelesen zu haben.

ich habe auch nicht behauptet, dr. jumg würde sich mit seiner position in widerspruch zu der rechtsprechung
des bundesverfassungsgerichtes setzen, und habe ferner nicht behauptet, dass er dadurch die betroffenden luftfahzeugbesatzungen
in gefahr und strafbarkeit bringen würde.
ich hab ja noch nichtmal behauptet, der herr minister jung wäre doktor.
sie haben meine mail einfach nicht gelesen.
ich befürworte die äusserung des ministers.
und es ist auch nicht so, dass es jeder grundlage entbehrt, dass diese aussage im wiederspruch zur verfassung steht.
man muss nur mal auf die ersten artikel schauen, um das zu bemerken.
man könnte zwar argumentieren dass die würde der menschen an bord der zu exmatrikulierenden maschine ja bei verwendung
von entfernungswaffen wie luft-luft-raketen nicht direkt 'angetastet' wird, aber da werden sicher einige juristen dagegen sein.
der staat hat den auftrag, die menschen zu beschützen, und dabei wertungen vorzunehmen wie 'klaus ist mehr wert als katrin' oder 'katrin susi und gaby sind mehr wert als klaus' ist nicht legitim.
darf man rohland koch, der unfreiwillig und ungebremst mit einem fluggerät auf angela merkel zurast, abschiessen?
'klar!' sage ich
'das kommt darauf an' sagen die juristen
'nein' sagt das grundgesetz.
und genau aus diesem grunde bin ich ja für die abschaffung des grundgesetzes.
jedes brauchbare gesetz der letzten zeit wurde von den verfassungsrichtern gekippt. das geht doch so nicht weiter.
in dem speziellen fall der luftsicherheit dürfte es ja fast sogar reichen, die definition von 'mensch' zu ändern
menschen können nicht fliegen. können dann lebewesen, die sich dauerhaft in der luft aufhalten menschen sein??
das kann ja alles so schwer nicht sein. im 12. jh. hat irgendein papst erklärt, dass frauen auch menschen seien - das war wohl vorher nicht so..
mein großvater hat in der schule auch noch ganz andere definitionen von 'mensch' gelernt als mein vater, und ich wieder andere als mein vater.
das ändert sich ständig, und ist gar nicht so schlimm.

wenn meine putzfrau z.b. den status 'haustier' hätte, bräucht ich sie nicht zu bezahlen.
und die wird mir so wie es jetzt läuft auf die dauer echt zu teuer.
das ist eines der probleme in meiner mail auf die sie nicht eingegangen sind.
hier sind weitere:
1) archivieren oder verkaufen sie meine adressdaten?

2) wenn sie sich beim exmatrikulieren eines bemannten flugzeuges auf
übergesetzlichen notstand berufen wollen, da gefahr für die grundfesten der
demokratie bestünde, welches gebäude erwarten sie, solle dieses flugzeug
zum ziel haben, dass nach einem aufprall die demokratie keine grundfesten
mehr hat.

3) und wie wollen sie terroristen dazu zwingen, über unbewohntes
gelände zu fliegen, damit nach der exmatrikulation herunterstürzende
flugzeug- und leichenteile nicht am ende noch unschuldige verletzen?


mit freundlichen grüßen
[capitano zanahoria]

Dienstag, 18. September 2007

mein brieffreund bem ministerium II

mein brieffreund hat mir geantwortet. nicht der minister, aber einer seiner lieblingsmitarbeiter
im folgenden wird man nun eine mail lesen, derer herr presseoffizier bestimmt hunderte
am tag herausschickte.dass diese zum gähnen langweilig ist, und sich nicht auf meine mail bezieht, nehme ich ihm darum nicht übel.

Sehr geehrte,

vielen Dank für Ihre E-Mail an den Bundesminister der Verteidigung, Herrn
Dr. Franz-Josef Jung. Sie werden sicher verstehen, dass wegen der Vielzahl
der im Ministerium täglich eingehenden Anfragen nicht alle Fragen dort
selbst beantwortet werden können. So wurde mir auch Ihr Frage mit dem
Auftrag einer Beantwortung übergeben.

Die Bundeswehr ist immer an einem konstruktiven Dialog mit dem Bürger
interessiert, der uns hilft, die Leistungsfähigkeit der Streitkräfte zu
verbessern, oder den Kontakt zum Bürger zu vertiefen. Ich darf Ihnen
insofern versichern, dass Ihre Gedanken, - wie die vieler anderer
Bürgerinnen und Bürger auch -, die ihnen gebührende Beachtung finden
werden. Wenn auch nicht jede einzelne Stimme unmittelbar auf dem
Schreibtisch des Ministers gelangt, so findet doch jede Meinungsäußerung
Eingang in eine zusammengefasste "Meinungs- und Motivlage" der Bevölkerung,
die sicher auch die verantwortlichen Politiker bei Ihrer Entscheidung
berücksichtigen.

In der Sache lassen Sie mich anmerken, dass die Behauptung, Bundesminister
Dr. Jung würde sich mit seiner Position in Widerspruch zu der
Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts setzen und die betroffenen
Luftfahrzeugbesatzungen in die Gefahr der Strafbarkeit bringen, jeder
Grundlage entbehrt. Wer derartige Vorwürfe erhebt, zeigt, dass er das
Urteil des Verfassungsgerichts nicht sorgfältig gelesen hat.

Generell gilt: Wie auf ein entführtes Flugzeug zu reagieren ist, muss im
jeweiligen Einzelfall unter Beachtung aller bekannten Umstände und der
vorrangigen Maßgabe des höchstmöglichen Schutzes Unbeteiligter entschieden
werden. Die vom Bundesministerium des Innern herausgegebenen "Gemeinsamen
Grundsätze von Bund und Ländern über die Zusammenarbeit bei der Abwehr von
Gefahren für die Sicherheit im deutschen Luftraum durch entführte
Luftfahrzeuge legen hierfür allgemeine Vorgaben fest, die auf der geltenden
Verfassungslage beruhen.

Davon unberührt bleibt, dass Situationen denkbar sind, die eine Berufung
auf den übergesetzlichen Notstand notwendig machen und auch erfordern. Dies
ist verfassungsrechtlich anerkannt, solange es keine ausdrückliche Regelung
im Grundgesetz gibt. Hierauf hat Bundesminister Dr. Jung wiederholt
hingewiesen.

Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil zum Luftsicherheitsgesetz
die juristische Behandlung bestimmter Konstellationen und Extremsituationen
ausdrücklich offengelassen.

Heutzutage sind auch in Deutschland leider Terroranschläge nicht
ausschliessbar , die sich nach Art, Zielsetzung oder Ausmaß mit
kriegerischen Angriffen gleichsetzen lassen und damit genau diese
Kategorien erfüllen. Dies hat die Bundesregierung einvernehmlich im
Weißbuch des letzten Jahres festgestellt. Gerade Angriffe mit
Luftfahrzeugen auf sensible und kritische Ziele, mit einer unübersehbaren
Anzahl von Opfern und Folgeschäden können ein entsprechendes Szenario
darstellen.

Ebenfalls offen gelassen hat das Bundesverfassungsgericht die
strafrechtliche Seite des Abschusses eines Flugzeuges. Zitat: „Dabei ist
hier nicht zu entscheiden, wie ein gleichwohl vorgenommener Abschuss und
eine auf ihn bezogene Anordnung strafrechtlich zu beurteilen wäre." Damit
ist auch klar, dass hier niemand verpflichtet wird, vorsätzlich Straftaten
zu begehen. Unverkennbar ist gleichwohl, dass ein Handeln in einer
derartigen Extremsituation mit einer enormen Gewissensbelastung der
Beteiligten verbunden ist, auf die wenn irgend möglich Rücksicht zu nehmen
ist. Dies gilt umso mehr, als Teile der Politik sich bislang noch nicht
dazu durchringen konnten, eine klare verfassungsrechtliche Grundlage zu
schaffen. Vor Extremsituationen die Augen zu verschließen wird jedoch weder
der – ebenfalls aus dem Grundgesetz folgenden - Schutzpflicht gegenüber
unseren Bürgerinnen und Bürgern gerecht noch ist es verantwortungsvoll im
Hinblick auf die Angehörigen der Sicherheitskräfte. Die Aussagen von
Bundesminister Dr. Jung geben daher auch für die betroffenen Soldaten der
Bundeswehr klare Richtlinien.

Das unterstellte Szenario ist leider zu real, als das die Regierung es sich
leisten könnte es zu ignorieren.

In der Hoffnung hinreichend geantwortet zu haben, stehe ich für weitere
Fragen gerne zur Verfügung und verbleibe,

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag

[xxx]
Hauptmann und Presseoffizier
Diplom-Kaufmann

Montag, 17. September 2007

mein brieffreund bem ministerium I

als ich las, das der verteidigungsminister verkündet hat, entführte pasagierflugzeuge notfalls abzuschiessen, hab ich gedacht, ich schreib ihm einfach mal:

lieber herr minister jung,
liebe jungs,
geliebte mädels,

zuallererst möchte ich meinen missmut darüber äussern, dass ich gezwungen
werde ein so unhandliches kontaktformular benutzen zu müssen, um kontakt zu
ihnen aufnehmen zu können. und sie auch bitten, nicht über meine
postanschrift kontakt zu mir aufzunehmen. ferner möchte ich, da sie das in
ihrem kontaktformular nicht ausdrücklich schreiben, sie bitten, meine
adresse weder zu archivieren, noch an dritte zu verkaufen. ich weiss, dass
die bundeswehr geld braucht, aber auch ich brauche fast täglich geld und
sehe dennoch davon ab, ihre adresse an irgendwelche möglicherweise dubiosen
firmen zu verkaufen.

so, nachdem das nun geklärt wäre, beginne ich mit meiner mail.

ich finde es bedeutsam und mutig, öffendlich das vorhaben zum
verfassungsbruch kund zu tun. dabei wäre die welt so viel schöner, wenn man
einfach mal ein flugzeug aus der luft holen dürfte, wenn man ein ungutes
gefühl hat. ich selbst habe das als kind auch immer gern getan. es ist
unbeschreiblich, in was für menschenverachtende fesseln uns das grundgesetz
schnürt. man darf ja quasi nichts mehr. selbst bei sowas wie dem einsatz
der bundeswehr im inneren, kann man sich sicher sein, dass irgentwelche
hippies wieder rumlamentieren.
ich selbst bedauere jedes mal, wenn ich meine putzfrau bezahle, die
existenz des artikel 12 (verbot von zwangsarbeit). dabei bin ich ihr doch
körperlich derart überlegen, dass ich eigentlich nicht dafür zahlen müsste.
na ja, wem erzähl ich das - die welt ist hart.

aber eines interessiert mich doch sehr stark. wenn sie sich beim abschuss -
oder nennen wir es besser 'exmatrikulieren' - eines bemannten (meinetwegen
auch eines diese flugzeuge, die voll mit frauen sind) flugzeuges auf
übergesetzlichen notstand berufen wollen, da gefahr für die grundfesten der
demokratie bestünde, welches gebäude erwarten sie, solle dieses flugzeug
als ziel haben, dass nach einem aufprall die demokratie keine grundfesten
mehr hat. und wie wollen sie terroristen dazu zwingen, über unbewohntes
gelände zu fliegen, damit nach der exmatrikulation herunterstürzende
flugzeug- und leichenteile nicht am ende noch unschuldige verletzen?

sie sollten auch auf jeden fall keine gesetzeslücken entstehen lassen.
immerhin könnte auch versucht werden, mit einem auto oder fahrrad oder
rollstuhl u.s.w. ein gebäude umzufahren, dessen einsturz dann bewirkt, dass
wir plötzlich keine demokratie mehr sind...

haben sie keine angst vor den anfeindungen der presse. ich stehe wie ein
mann hinter ihnen!
und wenn wir das durchgebracht haben, können wir uns ja vielleicht um die
sache mit der zwangsarbeit kümmern.
es wäre mir ein vergnügen.

mit freundlichen grüßen
[capitano zanahoria]