Donnerstag, 12. Mai 2016

Bürokra(rz)t

Vor einer nicht unerheblichen Anzahl von Wochen, bemerkte ich Wölbungen an einer meiner Fußsohlen. Vielleicht sind das Warzen, dachte ich, und fragte meinen Arzt, ob das denn wirklich Warzen seien.
Mein Arzt, ein Onkologe, wollte sich meine Fußsohlen gar nicht anschauen und verwies mich an einen Allgemeinchirurgen.
Dieser schaute sich die Unterseiten meiner Füße an, und bestätigte, das es sich nicht um Warzen handele.
"Was ist es genau?" wollte ich wissen, und der allgemeine Chirurg antwortete irgendetwas sehr Allgemeines - das Wort Beulen fiel auch.
Er erklärte, dass eine Entfernung nicht nötig sei, wenn diese Beulen mir keine Probleme bereiteten.
Es könne sogar sein, dass sich diese von alleine wieder abflachen.
"Ich habe zwei dieser Beulen an der Unterseite des Gelenkbereiches meines großen Zeh's - die stören oft beim Gehen."
"Na gut, die kratz ich ihnen runter!" antwortete er, und ließ mir einen Informations- & Aufklärungbogen aushändigen." 
Den lesen sie sich durch, unterschreiben auf der letzten Seite, und geben ihn dann hier ab.
Tage später, als ich mir die drei Seiten Information durchgelesen hatte, ging ich wieder zum Arzt, und versuchte, meine Aufklärungsseiten abzugeben.
"Nein, nicht einfach so abgeben Herr Z. - das bringen sie am Tag der Op mit!" wurde ich belehrt und ging mit den drei beidseitig bedruckten A4-Blättern und der für Ordnung sorgenden Büroklammer wieder nach Hause.
Als heute morgen zum Hörer griff und ein Telefongespräch annahm, hörte ich "Herr Z. ein Patient hat abgesagt, wenn sie wollen können sie heute um elf operiert werden."
"Eine Operation?" fragte ich verwundert und dachte an meine Hirnoperationen und das damit ja alles in Ordnung sei.
"Ja eine Operation - ich spreche doch mit Herrn Z.?"
"Ja."
"da war irgendetwas mit Ihren Füßen."
"Oh! ja, das ist irgendwie von allein verschwunden - ich bedarf keiner Operation mehr."
"Na, Herr Z. ob sie einer Operation bedürfen, wollen wir doch lieber einen Arzt entscheiden lassen!!"
"Ok, ich bin um elf bei ihnen!"
Als ich dann etwa 10:50 am Empfangstresen der Praxis stand, wurde ich nach meiner Versichertenkarte und den Aufklärungsblättern gefragt. "Die Aufklärungsunterlagen, da sei ich mir sicher, hätte ich hier schon abgegeben."
Nach kurzer Suche wurde ich aufgeklärt, dass die Unterlagen nicht vorhanden wären, und ich nocheinmal zu Hause nachschauen sollte, ob diese dort zu finden seien.
Ich erinnere mich daran, die hier abgegeben zu haben, und das Problem, weswegen ich einer Op bedürfe, sei von allein verschwunden.
Die Sprechstundenhilfe wurde ernst und sagte im Lehrerton: "Herr Z. wir können sie ohne Diese Aufklärungsunterlagen aber nicht operieren!"
"ich glaube, dass keine Operation  nötig ist, und dann bräuchten wir die Unterlagen nicht."
"Ob sie eine Op brauchen, Herr Z., bestimmt der Arzt!" 
Dann könnte der Arzt sich kurz meinen Fuß ansehen und entscheiden, ob noch die Notwendigkeit einer Op besteht, und wenn dem so ist, suche ich, ob die Unterlagen bei mir zu Hause sind."
"Nein!"
Als ich zu Hause angekommen war, fand ich nach einigem Suchen tatsächlich die Unterlagen, die ich schon einmal zum Empfangstresen der Praxis und wieder zurück transportiert hatte. Dieses Versuches die Aufklärungsunterlagen abzugeben wegen, glaubte ich wohl auch mich zu erinnern, die Blätter bereits abgegeben zu haben.
Jetzt hatte Ich die Unterlagen und ging zurück zur Arztpraxis, wo ich diese abgab und im Wartezimmer Platz nahm.
Ich wurde dann in eines der Behandlungszimmer gerufen, und sollte meine Füße frei machen.
Als ich meine Socken auszog und deren Feuchtigkeit bemerkte, entschuldigte ich mich wahrheitsgetreu damit, dass ich heute morgen schon recht viel gelaufen sei.
"Das macht nichts, wir schauen uns jetzt mal ihre Füße an" sagte der Arzt griff sich einen und sagte: "Da müssen wir ja gar nichts schneiden, das hat sich von allein zurückgebildet, dann können sie Socken und Schuhe wieder anziehen."
Gibt es auf der Welt etwas Schlimmeres, als so lange auf einen Arzttermin warten zu müssen, daß man beim Warten auf den Termin von allein gesundet?