Radfahren

Gestern fuhr ich mit dem Rad, um mir eine neue Jacke zu kaufen, bei Sommerwetter quer durch die Stadt.  Ich fand nach einigem Suchen eine Jacke, die mir gefiel und zudem auch noch behauptete, nur die Hälfte von dem zu kosten, was sie Wert wäre. Die Jacke ist mir eigentlich ein kleines bisschen zu gross, was jedoch den Nebeneffekt hat, dass die Armlänge perfekt passt. Ich bin nicht nur konfessionslos, sondern auch konfektionslos. Ich scheine, gemessen an Jacken und Pullovern, recht lange Arme zu haben - vielleicht weil ich seit frühen Kindertagen schon immer Schweres trug, oder aber weil ich noch etwas näher mit dem Affen verwandt bin, als manch anderer Homo sapiens. Ich kaufte die Jacke, und fuhr nach Hause, um dort dann zu entscheiden diese Jacke, die sich ausgesprochen gut als Bekleidung für Radfahrer eignet, noch etwas einzufahren. Ich entschied, zum "Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden" zu fahren und dort zwischen all den prominenten Liegenden zu spazieren. Gerade wenn es sehr Warm ist, lohnt es sich, unter alten Bäumen auf den schattigen Wegen von Friedhöfen zu gehen. Ganz nebenbei gibt es dort eine Menge zu lesen, wie z.B. folgender Spruch, der ungewöhnlicherweise auf der Rückseite eines Grabsteins angebracht ist.

LILA EIN SCHWEIN SASS STILL AUF EINEM BAUM UND WIEGTE SICH AUF ZWEIFELBAREN ÄSTEN WIR SAHENS BEIDE, UND AUF WENIGEM RAUM. SO, MANCHMAL, HEILT DIE NACHT DES TAGES GEBERSTEN.

Eine schwarze Katze darf auf keinem Friedhof fehlen. Sie fängt die Mäuse, die, würden sie nicht selbst gefressen werden, an unseren Verstorbenen knabbern würden. Sie kreuzte so oft meinen Weg, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich bald sehr viel Glück oder sehr viel pech haben werde. Begegnungen mit Katzen sind generell glückbringend, nur wenn sie auf dem weg stehenbleibt, oder den Weg von links nach rechts kreuzt, bringt sie Pech. Ich selbst bin absolut nicht abergläubig, aber eventuell reichte es ja aus, wenn nur die Katze daran glaubt.

Allerlei Verstörendes ist auf Grabsteinen zu lesen: "Blume" - handelt es sich hierbei um eine unerwartet und viel zu früh vertrocknete Zimmerpflanze, oder den Kosenamen eines Verstorbenen?

Auf diesem Grabsteinen steht: "Hier ruht in Gott meine geliebte Frau und Mutter" Was müssen das für Familienverhältnisse Gewesen sein, wenn eine Person einer anderen Person Frau und Mutter ist. "unsere geliebte Frau und Mutter" macht gleich einen ganz anderen Eindruck, weil es mehr wie der Abschiedsgruss eines Ehepartners und einem oder mehreren Nachkommen wirkt. Werden Die Kunden von den Steinmetzen so schlecht beraten?

Man sollte sich zu Lebzeiten ausdenken, was auf dem Stein stehen soll - wie wärs mit etwas positivem wie: "GESCHAFFT!"  oder  "ERSTER" oder auch "BESETZT" oder sehr schick und eher klassisch: "NON OMNIS MORIAR"