heute ist vatertag, oder, religiös formuliert, christi himmelfahrt. ein tag an dem ich so mancher freizeitbeschäftigung entsagte, um meiner rolle im kapitalismus gerecht zu werden. ich kaufte bei meinen eltern auf kredit frische bundmöhren, radieschen und diverse pflanzen für kleingärtner.
ackerte und verkaufte den ganzen tag auf einem markt und war am abend so müde und fertig wie man nach einem 14Stunden tag so ist. war aber auch so reich an bargeld wie man nach einem so anstrengenen tag sein sollte. mehr als einmal unterliess ich es, an klassenfahrten teilzunehmen, um mich dem unternehmer in mir hinzugeben. so bin ich also noch nie in barcelona gewesen und nicht in sorrent.
für klassenfahrten meiner meinung nach auch übertrieben weit und zu teuer.
auf jeden fall habe ich gelernt, dass man müde füsse und schmerzende hände besser erträgt, wenn man mit den schmerzenden händen scheine zählt.
und weil ich im herzen noch immer ein armer mensch war, und arme menschen stets spendabler sind, als solche, die es sich leisten könnten, spendabel zu sein, genoss ich es sehr grosszügig zu sein.
auch die alte dame vor dessen haus ich meinen stammplatz hatte, wurde natürlich für ihre freundlichkeit und etwas wasser und toilettenbenutzung alljährlich entlohnt.
ich weiss gar nicht, ob die gute frau g. schon ihre eigene himmelfahrt hinter sich hat, auf jeden fall musste ich heute an sie denken, und daran, was wäre, wenn sie stürbe.
ihr zur beerdigung einen kranz ganz und gar aus radieschen zu schicken, würde viele andere trauernde - aufgrund dieser sprüche über die perspektive, aus welcher man sich die radieschen anschaue - irritieren.
nicht jeder kannte unser gemüsiges verhältnis.
liebe frau g. trotz des hohen altersunterschiedes von sicher mehr als 60jahren haben wir uns immer bestens verstanden. und ich werd' ihnen so lang ich noch nicht himmelfahre an jedem vatertag im geiste eine grosse tüte frischen gemüses schenken - und zwei fensterbanktaugliche tomatenpflanzen, damit sie ihrer grossen schwester auch eine abgeben können.
