Donnerstag, 18. Oktober 2007

am besten arbeitet man berührungsfrei

wenn eltern frühzeitig die talente ihrer kinder entdecken und fördern wollen, schicken sie sie irgendwohin, wo man irgendwas macht.
in meinem fall war das glockenspiel und xylophon und die 'musikalische früherziehung'.
das hat auch total prima geklappt.
nach kurzer zeit bereits, konnte ich jedem mein talent beweisen.

die zeiten, in denen keiner wusste, dass ich absolut kein talent für das musizieren habe, waren endgültig vorbei.
aber ich konnte allen zeigen, wie weit man es bringen kann, wenn man faul ist, aber sich geschickt dabei anstellt.
nicht mozart und nicht bach, nein ich, kann perfekt nach auge spielen. das bedeutet, man schaut auf das nachbarxylophon, und tut so, als würde man auf die gleichen tasten schlagen.
wichtig für die perfekte illusion hierbei ist, dass man die tasten allerhöchstens geräuschlos streichelt. am besten arbeitet man berührungsfrei.
das gibt einem die sicherheit, für keinen falschen ton verantwortlich zu sein, sieht super aus und beschert einem das befriedigende gefühl, alle zu verarschen.
so ganz verbergen lässt sich das natürlich nicht. ein heisses xylophon-solo ist eben deutlich langweiliger ohne ton.
aber ich hatte mein talent entdeckt: faulheit.
es ist dabei auch egal, ob es zu arbeitsersparnis führt, oder eher zu mehr mühe und arbeit.
wichtig allein ist, den gestellten arbeitsauftrag nicht auszuführen, sondern zu umgehen, ohne dass es jemand merkt.

es ist ein unglaublich kreativer vorgang und bringt spass.
probiert es mal aus.

total kreativ und revolutionär wäre natürlich auch, bei einem konzert der 'musikalischen früherziehung' auf die bühne zu pinkeln. wenn ich das jemals gemacht hätte, dann nur aus dem grund, dass ich 'geh doch vor dem auftritt nochmal auf die toilette', als arbeitsauftrag verstanden hätte, den es möglichst kreativ zu umgehen gilt.

(ich bin übrigens das einzige kind meiner eltern, dass nicht einige jahre nach der musikschule auf die tanzschule geschickt wurde)