Dienstag, 13. Oktober 2009

zweiundachtzig

von der tür zum hof des hauses, in dem ich wohne, trennen mich, so pfeifen die spatzen von den dächern, zweiundachtzig stufen. wenn ich von meiner wohnung aus, das haus, in dem ich wohne, verlassen will, gehe ich zweiundachtzig stufen abwärts. will ich vom hof aus zu meiner wohnung gelangen, gehe ich zweiundachtzig stufen aufwärts. wenn ich volle einkaufstaschen vom strassenniveau in meine wohnung tragen möchte, muss ich etwa zweihundertundachtzig stufen emporsteigen.
heute verliess ich meine wohnung richtung abwärts, stieg also zweiundachtzig stufen herunter. weil ich ein echt fauler capitano sein kann, wenn ich will, und dann auch viel arbeit und mühe in das faulsein investiere, war es mir zu viel arbeit, den lichtschalter zu betätigen. also fing ich an, zweiundachtzig stufen im dunkeln zu gehen. das treppenlaufen im dunkeln kann sehr unangenehme folgen haben, darum habe ich die meinem schlüsselbund anhängige led-taschenlampe bemüht. diese schien mir allein den weg zu scheinen.
richtig unheimlich wurde mein treppensteigen nicht nur durch die spärliche beleuchtung, sondern auch durch geräusche, von denen ich zuerst dachte, es wäre der wind, der um eine häuserecke pfiff. das wäre bei der herrschenden windstille aber äusserst ungewöhnlich.
ich laufe also im dunkeln mit einer funzel-taschenlampe durch mein treppenhaus und das leben macht einen unheimlichen sound dazu.
wäre mein leben ein film, würde gleich ein verbrechen passieren.
dann erkannte ich eine singende frauenstimme.
stimmt! ein paar duzend stufen unter mir wohnt eine klassische sängerin.
ich versuche, mir von dieser erkenntnis nicht die schöne gruselstimmung verderben zu lassen.
im sommer singt sie sicher wieder bei offenem fenster. das ist dann zusammen mit sonnenlicht das gegenteil von gruselig.