Mittwoch, 15. Juli 2015

Mindestlohn & Selbstausbeutung

Seit zwei Tagen schon schaue ich viel häufiger auf mein Mobiltelephon als gewöhnlich. Ob ich einen wichtigen Anruf oder eine lebensveränderne SMS erwarte?
Nein, ganz sicher nicht, denn ich habe ein Smartphone, das bei eingehenden Nachrichten oder Anrufen akustisch auf das Ereignis hinweist.
Ich las von meinem Telephon die Urzeit ab.
Hätte ich mich nach meiner Armbanduhr gerichtet verbrächte die letzten zwei Tage ausschliesslich um 14:08 Uhr.
Der Sekundenzeiger meiner Armbanduhr bewegte sich nicht mehr, und infolgedessen die beiden anderen Zeiger ebenfalls nicht.
Man sagt "wer stehenbleibt, steht im Weg"
Das Stehenbleiben wird oft negativ gesehen, während das Innehalten eher irgendwie philosophisch klingt, und vermutlich deshalb eher positiv besetzt ist.
Heute früh, um 14:08 Uhr, öffnete ich meine Uhr und entnahm deren Batterie, um mich mit dieser als Muster, auf die Suche nach einer energiegefüllten Neuen gleichen Typs zu machen.
Als ich um 14:08 Uhr in einem grossen Technikmarkt nach der benötigten Knopfzelle suchte, fand ich diese dort nur in Fünferpacks. 
Da ich vermutlich eine davon alle 18 Monate benötige, ist davon auszugehen, dass ich vier dieser Batterien verliere bis ich die Nächste benötige.
Dann würde ich nach 18 Monaten erneut ein Fünferpack kaufen, davon wieder nur Eine effektiv nutzen, und die Knopfzellen-Mafia hätte gewonnen.
Da kommt es irgendwie auch nicht darauf an, ob ich für eine einzeln Verpackte Batterie ähnlich viel Zahle, wie für das Fünferpack.
In einem kleinen Schmuck- und Uhren Geschäft wurde ich fündig.
"Ja, habe ich hier." sagte der Verkäufer und legte eine einzeln verpackte Knopfzelle auf den Verkaufstresen. "Für Ihre Armbanduhr?" fragte er.
"ja!" entgegnete ich "Was kostet die?"
"5€" Ich zog die Stirn in Falten und schaute den Verkäufer an. "5€ kostet die Batterie und der Einbau ist gratis."
"Ich brauche nur die Batterie! meine Uhr habe ich auch gar nicht dabei!"
"Ok", sagte der Verkäufer, "drei Euro für die Batterie. aber das ist nicht so einfach die selbst einzusetzen."
"sollte ich Probleme damit haben, komme ich mit der Uhr her, und lasse mir die für zwei Euro einsetzen."
entgegnete ich, und der Verkäufer sah mich an, und sagte "für 5€!"
Ich habe beträchtliche Teile des Vormittags mit der Suche nach der Batterie und deren, übrigens gänzlich unkomplizieren, Austausch verbracht - und zwar für eine Ersparnis von 2€.

Legte ich den MindestStundenlohn von 8,50€ zugrunde, hätte ich höchstens 14,1 Minuten dafür brauchen dürfen.
Mindestlohn ist pure Selbstausbeutung!*

*) es sei denn, man ist bereit, zu glauben, dass das alles in den wenigen Minuten zwischen 14:08 Uhr und 14:08 Uhr passiert ist.