Freitag, 24. Oktober 2008

walpurgisnacht

'wie sieht es aus mit zähneputzen herr [zanahoria]??' weckt mich mit forderndem ton. oh mann, denke ich, ich bin im krankenhaus. und ganz offensichtlich ist es draussen dunkel und irgendein ordnungs-faschist weckt mich der mundhygiene wegen. ein königreich für eine massenvernichtungswaffe!! so schlechte laune hab ich aber selbst nach dem aufwachen selten. Arghhhhh!!!! SCHMERZ!!! ach, deswegen - weil ich schmerzen habe - oh, und durst. scheisse hab ich durst. meine zunge versucht schon ganz instinktiv den letzten zähflüssigen speichel auf die schlimmsten trockenen stellen im mund zu verteilen. das ist ein bisschen wie sich selber küssen - aber sehr trocken. es ist wohl an der zeit, diplomatisch zu sein und mal wieder alles auf eine karte zu setzen: 'ich sauf dir dein mundwasser weg!!! ich will zuerst zwei flaschen wasser ohne kohlensäure - danach putze ich sofort zähne!!'
'erst zähne putzen!'
'du hast wohl noch nie mit einem [zanahoria] verhandelt' denke ich und sage: 'vier flaschen!!'
jawohl!! alle bürsten stehen sill, wenn mein starker arm es will!! ha! HA!!
mein verhandlungspartner ist eine männliche schwester. dieser bruder wird sich noch als super-pfleger herausstellen. erstmal bringt er mir unmengen an stillem wasser und grinst und sagt, dass er doch testfragen stellen muss an leute, die aus operationen wieder aufwachen.
im anschluss an ein paar schlücke wasser bietet er mir eine diskussion darüber an, warum es wohl draussen dunkel sei. ich behaupte steiff und fest, dass das krankenhaus von aussen getönte scheiben vor die fenster geklebt hat. glauben tu ich das selber nicht, aber wer weiss, wie sich das auf die medikation auswirken kann. ausserdem geniesse ich das gespräch, dass ja durch eine richtige antwort sofort beendet gewesen wäre. getönte scheiben!
er verrät mir die auflösung - es sei 20:00 uhr. er knufft mich noch lieb in die seite, wünscht mir spass beim trinken und verlässt mich um sich um die anderen intensiv-sterblichen im raum zu kümmern.
da lieg ich nun voll überwacht mit nem schnellen zugang zum blutkreislauf im hals - einem weiteren in jeder hand und einer art künstlichen aterie extern am unterarm - durch einen schlauch pinkeln bin ich ja ein leben lang gewohnt. es ist nacht geworden, das personal hat gewechselt. es ist eine schwester - die nacht der hexen beginnt.
so, wie die sich bisher alle verhalten haben, könnte ich meinen, dass die schwestern bei meinem momentanen betreuungslevel, nicht ein minütchen abwesend sein sollten. meine schwester ist weg. weg!! nicht hier!!! dabei läuft mir gerade wasser aus meinem kopf durch die wunden an der stirn heraus. eine klingel um eine schwester herbeizurufen habe ich nicht. auch keine wunderlampe - wenn ihr mal in die klinik müsst, nehmt eure wunderlampe oder ein paar leistungsbereitschusswaffen mit.
ich versuche es mit rufen. sowohl bei 'schwester' als auch bei 'hallo' bleibt der erfolg stark begrenzt. irgendwann entscheide ich mich endlich, einen lebensfunktionsüberwacher vom finger zu nehmen, und ihn zu manipulieren, bis er alarm auslöst.
nichts passiert.
warum überwachen die mich hier überhaupt, wenn die ohnehin nicht vorhaben, einzuschreiten, wenn ich dabei bin, mein leben auszuhauchen???
gut, dass ich zwangsgeduldig bin.
irgendwann erscheint meine nachtschwester. sie motzt sofort los, dass dieses ding unbedingt an meine fingerspitze gehört. steckt es mir auf eben diese und fasst mich dabei so wütend wie grob an. hexe!!!
ich eröffne ihr, als sie so schnell wie sie erschien wieder verschwinden wollte, dass ich das alles nur getan habe, um sie zu rufen, weil mein hirnwasser wieder auslaufe.
sie schaut kurz drauf und versichert mir, dass ich mir dieses bloss einbilde.
und ich idiot glaube dieser hexe anfangs!!!!
dann kommt sie mit verstärkung wieder und wechselt mein vom hirnwasser nasses kopfkissen aus... HEXE!!!
kurze zeit später kommt noch jemand den verband wechseln.
dann sah ich wieder fein trocken aus.
als ich nach viel angst mit mühen wieder eingeschlafen war, weckte mich die hexe. sie hatte zwei hilfssadisten dabei und hielt es für dringend, mein bett in ordnung zu bringen.
ich sollte mehr am kopfende liegen und mein laken glatt gezogen werden. ich bin mir sicher, dass die drei ebensowenig wie ich wussten, ob ich bewegt werden durfte. den schmerzen, die ich dabei hatte nach zu urteilen, durfte ich auf gar keinen fall bewegt werden. mein überleben beweisst wohl das gegenteil.
wie ich eben bereits andeutete, haben mich die drei hexen dann gepackt und unter grossen schmerzen meinerseits weiter ans kopfende befördert. im anschluss daran haben alle gemeinsam an meinem laken geruckelt und gezogen.
es gibt nur wenige sachen, auf die ich privat weniger wert lege, als auf frische und ordentliche bettwäsche - ich hatte schmerzen und war bis zum anschlag gereizt.
ich hätte jetzt gern die weiter oben angesprochenen schusswaffen gehabt.
hatte ich aber nicht.
liebe schwestern! wenn ihr das hier liest und euch wiedererkennt, dann seit ihr verflucht!!!
hexe! hexe! hexe!