Samstag, 31. Mai 2008

mein krampf

nach vielen jahren kommt er mal wieder nach berlin. und wie damals ist das geschrei gross. madame tussauds wachsfigurenkabinett eröffnet nun auch in berlin. und adolf hitler ist auch dabei. schlimm sei das, weil man kaum verhindern könne, dass sich jugentliche oder gar rechtsradikale mit seiner wachsfigur zusammen photographieren lassen. oh gott! nicht auszudenken. ich gehe da sogar noch weiter und behaupte, dass man kaum verhindern können wird, dass sich erwachsene mit dem diktator zusammen photographieren lassen. die wertvolle chance, dass rechtsradikale und hitleranhänger aus der enttäuschung heraus, sich mit ihrem idol nicht ablichten lassen zu können, ihre meinung nocheinmal überdenken, wird so verspielt.
die betreiber des wachsfigurenkabinetts sagten allerdings zu, schilder aufzustellen, die besucher darum bitten, aus respekt vor den opfern des nationalsozialismus vom photographieren abzusehen - genial! die vorsitzende des förderkreises denkmal für die ermordeten juden europas sorgt sich darum, dass die auseinandersetzung mit der geschichte nicht zu konsum und unterhaltung werden könne. ja, es ist sicher sinvoll aus der auseinandersetzung mit der geschichte eine qual zu machen und kein geld damit zu verdienen, statt konsum und unterhaltung - so kann man sicher sein, dass sich nur menschen mit der geschichte auseinandersetzen, die einen sehr starken willen dazu haben. dass man die geschichte nicht zu unterhaltungszwecken missbrauchen darf und wie sensibel man damit umgehen kann, bewies die vorsitzende ja einst selber, als sie mit einem im kz belzec geklauten backenzahn eines opfers ihre rede zur eröffnung des mahnmals aufpeppte.

ich bin ja auch generell dagegen dass es photos, videos und andere dokumente von hitler gibt. man könnte doch einfach auf dem marktplatz einer jeden stadt grosse haufen davon aufschütten und gemeinsam verbrennen. dann hätte man auch gleich eine art lichterkette - gabs auch schon lange nicht mehr. (warum eigentlich? zu negative co2 bilanz?)

man kann sich dann im wachsfigurenkabinett lieber so menschenfreunde wie churchill, walter ulbricht, und stalin anschauen.

Donnerstag, 29. Mai 2008

kommunikationstechnologie

über den rücken läuft mir ein kalter schauder,
am nebentisch sitzt volker - nein! ich muss anders beginnen!

heute abend, just als ich an einer bar vorbeiging, bemerkbarmachte sich mein mobiltelephon. das wird wohl ein anruf sein, dachte ich und stellte mit routinierten bewegungen eine sprechverbindung her. die stimme einer guten bekannten forderte mich auf, mit ihr und einer weiteren person etwas kehlenbefeuchtung zu betreiben. sie beschrieb mir die bar, in welcher sie sich grad aufhielten, und da der tisch, an dem sie sassen ohnehin nur etwa zehn meter von meinem derzeitigen standpunkt entfernt war, beendeten wir die sprechverbindung und trafen uns kurze zeit später in der bar, an der vorbeizulaufen ich gerade gedachte.
man hätte auf die moderne kommunikationstechnologie in diesem fall durchaus verzichten können - getroffen hätten wir uns höchstwahrscheinlich ohnehin.
ich setze mich. einer der männer am nebentisch kommt mir bekannt vor. kurze zeit später schnappe ich vom nebentisch einen satzfetzen auf: 'als schily mir damals gesagt hat...' - mein drink kommt. der satzfetzen ist zu ende.
'herr kauder, darf ich ein photo von ihnen machen' fragt ein junger mann, der sich flugs vor dem nebentisch aufgebaut hatte. er machte mit seinem mobiltelephon ein photo. dann wusste ich auch, wer das war: volker kauder!
in diesem fall war moderne kommunikationstechnologie dann wichtig.
nachdem er die rechnung bestellt und bezahlt hatte, sagte er zu seiner begleitung: 'ich setz` mich nchmal kurz zu den jungen leuten dort drüben' und setzte sich an den tisch des jungen handy-photographen. der begleiter kauders stellte sich derweil an die strassenkreuzung unweit der bar und tat ganz offensichtlich wichtige dinge mit seinem handy. dort blieb er so lange stehen, wie der herr kauder genoss, dass die deutsche jugend bereitwillig über seine witze lacht.
gut, dass es die moderne kommunikationstechnologie gibt, so hatte der kauder begleiter wenigstens die möglichkeit, so auszusehen, als täte er irgendwas.

Samstag, 24. Mai 2008

raketentechnik

wer nicht weiss, wie man angeschaut wird, wenn man beim einkaufen von wunderkerzen sehr laut gesagt bekommt: 'wenn wir zu hause sind, dann steckst du mir die in den po und zündest die an!', der sollte dringend mal mit meinem sohn einkaufen gehen!
als ich ihn dann fragte, warum ich das tun solle, sagte er: 'na, dann bin ich ne rakete!'
ist ja eigentlich auch logisch.

Mittwoch, 14. Mai 2008

schlimmeres kann nicht mehr passieren

in der olympiastadt peking ist jetzt ein mensch an der hand-mund-fuss krankheit gestorben. sie wird üblicherweise mit fmh abgekürzt - aber bitte keine voreiligen schlüsse - das ist eine englische abkürzung, sie ist nur zufällig fast deckungsgleich mit der folgerichtigen deutschen abkürzung von fuss-mund-hand. woher ich das weiss? ich selber hatte mal fmh und ging, da ich nur sehr ungern juckende blasen an händen, füssen und im mund habe, zum arzt mit der bitte um reparatur.
das war das erste mal in meinem leben, dass ein arzt zu mir sagte: 'da kann ich nichts tun, diese krankheit ist nicht heilbar!'. es handele sich laienhaft formuliert um die menschliche form der maul- und klauenseuche. da denkt man schon mal an die grossen scheiterhaufen mit befallenen schweinen, die man zu maul- und klauenseuchen zeiten im fernsehen sehen konnte, und stellt sich die schmerzen beim halten eines stiftes vor, mit dem man gerade sein testament schreibt.
das grinsen des arztes, das er nach dieser diagnose aufsetzte, gab mir schon eine vorschau auf seinen nächsten satz, der da lautete: 'aber sie verschwindet binnen drei wochen von allein, und ist so gut wie gar nicht ansteckend.'
toll! wie hab ich mir eigentlich eine so gut wie gar nicht ansteckende krankheit eingefangen? lieber charles darwin, du hast unrecht! wie hätte die krankheit überhaupt nur so lange überleben können, dass sie erforscht werden kann, wenn nur die fittesten überleben? fmh ist der looser unter den krankheiten - sie killt keinen und vermehrt sich dürftig. 'na, da haben wir zwei uns jetzt gefunden', sagte ich still zu meiner krankheit. ich kaufte mir eine salbe gegen den juckreiz und lebte noch etwa 20 tage mit fmh. wir trennten uns. und ich lebte weiter und fmh starb.
doch heute lese ich das erste mal von an fmh sterbenden menschen. seit dem frage ich mich, ob man, wenn es denn ein leben nach dem tod gibt, merkt, wenn man tot ist. es kann ja durchaus sein, dass das leben nach dem tod genau das gleiche ist, wie vorher - wie soll man das denn dann merken, wenn man nicht gerade bei einem autounfall oder einer anderen ursache mit hohem verformungspotential verschied.
wenn dem so ist, bin ich höchstwahrscheinlich an fmh gestorben. dann ist das hier das leben nach dem tod. das bedeutet dann, dass ich vor nichts in aller welt angst haben muss, denn tot bin ich ja schon - schlimmeres kann nicht mehr passieren.

Montag, 5. Mai 2008

nachdenken

von zeit zu zeit geniesse ich es, mit einem befreundetem admiralo auf den gepflegten sitzmöbeln der immer gleichen kneipe zu sitzen, wo wir dann viel osophieren und auch phil bier trinken.
heute ist es dann passiert - wir wurden eingeladen. sie, die kneipe, wird 15 jahre alt. eine feier mit geladenen gästen - und ich gehöre dazu! leider feiert meine mutter am gleichen tag ihren geburtstag etwa 400km weit entfernt von der kneipe. tja, was soll man da tun? bei meiner mutter sind auch nur geladene gäste, aber wenn man fragt, wer mir in den letzten jahren häufiger warmes essen serviert hat, siehts schlecht aus für mutti. freibier gibts bei beiden. andererseits hat meine mutter bestimmt viele photos von mir, deren veröffentlichung mir nicht gefallen würde.
eine sache, über die man mal nachdenken sollte.
nachdenken kann man auch über busse. heute zum beispiel habe ich über einen bus nachgedacht. er stand auf einem engen parkplatz und parkte. der bus hatte, und das konnte ich sogar im halbdunkel erkennen, eine hässliche grundfabe, von welcher sich folgender schriftzug angenehm absetzte: 'philosophiereisen.de'. potzblitz, wie ungewöhnlich! musste ich denken. ich las noch mehrere male gründlich nach, zog die buchstaben zusammen, wie ich es vor vielen jahren gelernt hatte,aber es blieb dabei. ganz anders als bei der dose thunfisch, die ich jüngst im supermarkt kennenlernte - auf deren etikett stand: 'in birne'. potzblitz, wie ungewöhnlich! musste ich denken. nocheinmal lesen. nocheinmal. das etikett betrachten, ob früchte drauf sind. nochmals lesen. das kann doch nicht sein! jetzt mal buchstabe für buchstabe: 'i-n- -b-r-i-n-e'.
jetzt ergibt alles sinn. die dose hat englisch mit mir kommuniziert!
während der deutsche thunfisch zusammen mit salzwasser in die dose kommt, teilt sich der englische thunfisch den platz in der dose mit 'brine'.
aber auf dem bus stand: 'philosophiereisen.de'. wisst ihr noch? der bus? wenn ihr probleme habt, die geschichten zu ordnen, einfach diese seite ausdrucken, auseinanderschneiden, und besser geordnet zusammenkleben. wer sich genug mühe macht beim auseinanderschneiden, kann einen komplett neuen text daraus formen. wie grossartig! jeder leser sei nun aufgefordert, einen neuen text aus diesen buchstaben und worten zu basteln. etwas politisches vielleicht, oder einen erpresserbrief - ist mir egal - ich selbst hab ja sogar nicht selten den eindruck, dass viele angesehene deutsche autoren, die buchstaben aus meinen texten ausschneiden, vervielfältigen, und zu neuen büchern zusammenstellen, die sie dann als ihre eigenen ausgeben.
das seh ich aber eher gelassen.
dennoch ist das auch eine sache, über die man mal nachdenken sollte.
genau wie das mit dem bus.
wem jetzt die frage 'welcher bus?' auf der zunge liegt, der lese den text nun bitte von vorne und überspringe die sache mit dem tunfisch und den autoren.
da sie ja ohnehin weitergelesen haben, erklär ich es nochmal:
heute traf ich einen bus. er parkte auf einem parkplatz. auf dem bus war 'philosophiereisen.de' in grossen lettern allen willigen lesern bereitgestellt. ich dachte nach, was man sich unter 'philosophiereisen' vorzustellen hatte - ergebnisarm. aber ich hatte ja einen trumph in der hand: ein gehirn, dass sich zwanzigstellige zeichenketten oft minutenlang merken kann, und das über die segnungen des internet bestens informiert ist. voller vorfreude besuchte ich die angepriesene adresse.
fehler 403
zugriff verweigert'
schrie mein rechner mich an. potzblitz, wie ungewöhnlich musste ich denken. das ist eine sache, über die man mal nachdenken kann. nach der eingabe einer grossformatig beworbenen netzadresse auf '403 zugriff verweigert' zu stossen, ist, wenn man einmal darüber nachdenkt, eine philosophische reise der extraklasse.