Dienstag, 18. Dezember 2007

risikothesen und blaulichtberechnung

als ich noch deutlich jünger war als vor einem jahr, brachte mir mein vater in der badewanne ein lied bei.
'wasser ist zum waschen da,
fallerie und fallera.
auch zum zähneputzen
kann man es benutzen,
auch die feuerwehr
mag das wasser sehr.'
es ist merkwürdig, dass ich mich noch heute daran erinnere, aber es hat eine eindeutige botschaft und ist nicht zu lang. noch merkwürdiger ist, dass noch vor dreihundert jahren das wort merkwürdig genau das hiess, wonach es sich anhört: 'wichtig' - des merkens würdig wenn man so will. und am aller merkwürdigsten ist, dass genau in dem augenblick in dem auf dunklen winterstrassen meiner stadt viele rote feuerwehrautos mit blaulicht an mir vorbeifuhren, das alte badewannenlied meines vaters nicht das war, an was ich dachte.
um ehrlich zu sein habe ich auch keine ahnung mehr, was ich genau in diesem moment dachte, aber es war bestimmt nicht das lied. es gibt ja unendlich viele gedanken, die man haben kann, aber die zeit dafür ist begrenzt. ich bin kein mathematiker, aber über den daumen gepeilt ist die wahrscheinlichkeit, dass ein gedanke gedacht wird so verschwindend gering, dass ich bezweifeln möchte, dass gedanken überhaupt gedacht werden.
ich zweifele an, dass gedanken gedacht werden!
ja, ich weiss - ihr lacht mich jetzt alle aus, und findet das mathematisch problematisch, an den haaren herbeigezogen und in sich unschlüssig.
aber es gibt zwei strategien: einige tiere zeugen sehr selten einzelne nachkommen und kümmern sich darum, solange diese noch schwach sind, andere tiere erzeugen häufig tausende an nachkommen, von denen die allermeisten sterben, während sie noch schwach sind, weil sich die eltern nicht kümmern. das kommt, weil die ersteren tiere spezialisiert aufs sich kümmern sind. wäre ich also aufs denken spezialisiert, würd ich das ganz viel tun, eine these formulieren und dafür den nobelpreis einheimsen. ich aber versuche möglichst viele thesen in die welt zu setzen, und hoffe, dass zumindest eine es zu was bringt. und wenn meine these von jemandem bewiesen wird, und dieser jemand den nobelpreis einheimsen soll, verklage ich ihn.
ich setze dabei verstärkt auf risikothesen. je höher das risiko, desto höher der gewinn im erfolgsfall. ist doch klar.
merkwürdig ist auch, dass ich genau in dem augenblick, als die feuerwehrwagen in eine andere strasse abbogen, auch in dieser geschichte der rote faden verschwand. wie ein roter faden sahen die ganzen blaulichtbehangenen feuerwehrwagen auch aus, als sie in die strasse abbogen, in der ich wohne. sie verschwanden in der strasse und an den fassaden der häuser konnte man nur noch das blaulicht fahren sehen. gleich würde es gänzlich in der strasse verschwinden.
tat es aber nicht. nun, ich bin kein mathematiker und auch (noch) kein nobelpreisträger, aber mein räumliches vorstellungsvermögen ist ganz gut in blaulichtberechnung und sagte zu mir: 'du, [capitano], die stehen genau vor dem haus in dem wir wohnen!'
ich würde hier nun gern erklären, was für gedanken ich in diesem moment hatte, aber leider ist es sowas von unmöglich unwahrscheinlich, dass ein mensch gedanken denkt, dass ich an dieser stelle keine lust habe, genauer zu untersuchen, ob ich welche hatte.
ich möchte viel lieber nocheinmal in aller klarheit sagen:
willst du ein tischtuch lange halten, falt es in die alten falten!
und:
keine primzahl lässt sich durch eine andere primzahl dividieren, wohl aber mit ihr multiplizieren!
risikothesen...
ach ja, der rote faden, also die feuerwehrautos, standen tatsächlich vor dem haus in dem ich wohne. nein, das haus in dem ich wohne hat nicht gebrannt, anderenfalls wäre es zum zeitpunkt dieser niederschrift wohl auch das haus in dem ich wohnte. eigentlich war nirgendwo in der nähe ein sichtbares feuer. aber die feuerwehrmenschen werden schon wissen, was sie tun, die haben ja einen roten faden.