Dienstag, 1. September 2009

zanderfilet

heute bin ich stundenlang durch die strassen in der nähe meiner wohnung gewandelt, weil ich etwas schmackhaftes zu essen suchte. des suchens müde fand ich mich dann vor meinem stammlokal wieder.
du kannst unmöglich so phantasielos sein, warf ich mir vor, und suchte darum einfach ein benachbartes lokal aus.
darf es eine karte sein? fragte die bedienung.
ja, sehr gern und eine grosse und eiskalte cola bitte.
die bedienung bestätigte, meinen wunsch empfangen zu haben, und war kurze zeit später mit einer speisekarte wieder an meinem tisch, und fragte, ob es denn schon etwas zu trinken sein dürfe.
ich wollte am liebsten schreien, blieb aber ruhig und bestellte - aufmerksame dürften es vermuten - eine cola mit eis.
mit fester überzeugung, kein grosses los mit der bedienung gezogen zu haben, wählte ich aus der karte zander-filet. mein erster fisch seit erkrankung. mutig, mutig, dachte ich bei mir und klopfte mir auf die schulter.
es ist ein wenig wie lotto zu spielen - der fisch kann, während ich in chemo bin, nach allem möglichem schmecken.
ich bestellte ihn dennoch, und war gespannt.
cola und fisch wurden mir gebracht.
ich konnte das fischfilet sogar sehr gut essen. er war lecker und hat - oh wunder - tatsächlich nach fisch geschmeckt. nur das breiartige grüne zeug war nicht so gut. da bestätigt sich wieder die alte regel:
filet köche verderben den brei.
ich habe, weil ich mengenmässig beim essen noch immer limitiert bin, mein essen, dass noch mindestens zur hälfte auf dem teller lag, abräumen lassen.
selbstverständlich wurde schockiert gefragt, ob es denn nicht geschmeckt habe. 'ich bin krank' entschuldigte ich mich. ich bekam sofort einen tee angeboten, was die bedienung ein paar symphatiestufen ansteigen liess.
ich sagte, dass auch ein sehr guter erkältungstee mir wenig beim ertragen meiner chemoTherapie helfe.
'oh, darf ich fragen, aufgrund welcher erkrankung sie die chemo bekommen? ich bin medizinstudentin.'

na ja, jetzt hab ich schon eine verabredung zum eisessen für die nächste chemo.
gut, dass mein tumor so selten ist - 'ich finde dich anhand der diagnose' sagte sie dann noch.